Dunkel. Um ihn war alles nur dunkel gewesen. Wie konnte es auch anders sein, denn schließlich war er für mehrere Jahrhunderte im Eis eingefroren gewesen. Eine lange Zeit. Viel zu lange. Es war lange her, als er in dieses Gefängnis gesteckt worden war und doch erinnerte er sich daran, als wäre es gestern gewesen.
Er hatte ihm alles zu verdanken gehabt. Der Mann, der ihn gezeugt hatte. Seinem Vater.
Marcus wollte nie so sein wie er. Er hasste die Grausamkeit und die Gewalt, die ihn sein Ahne lehren wollte. Aber er verweigerte. Er konnte es einfach nicht tun. Weder foltern noch ermorden kam ihm jemals in den Sinn. Wieso sollte er denn das auch tun? Unschuldige zu quälen, die vorher schon die schlimmsten Leiden durchmachen mussten. Marcus konnte es einfach nicht über sein Herz bringen und wollte lieber helfen. Sein Vater Tiberius Dethalon hasste es aber. Mehrmals hatte er seinen Sohn mit dem langen Schultergürtel ausgepeitscht und verprügelt. Immer ging er mit schmerzen und blauen Flecken ins Bett, um nur wieder einen neuen mit Horror erfüllten Tag auf dieser schwarzen Festung verbringen zu müssen.
Und wie jedes Mal musste sein Vater ihm es unter die Nase reiben. Jedes mal wenn er auch nur ansatzweise genervt oder verärgert über seinen missratenen Sohn war, hob er es hervor. Marcus war der Unfall. Der nicht geplant worden war. Er entstand männlich, als der dunkle Lord der Drachen, sein Vater, ein wenig Spaß mit einer seiner Sklavinen hatte. Als sie schließlich das Kind bekam, was die Fähigkeit besaß, sich ebenfalls in einen Nachts hatten verwandeln zu können, wurde jene, die es ausgetragen hatte getötet und Dethalon nahm das Kind an sich, um es zu einem würdigen Nachfolger aus zu bilden. Doch jeder Versuch hierzu scheiterte. Marcus wollte einfach nicht so sein, wo sein Vater. Er wollte nicht rassistisch sich über die Menschen erheben und sie ausrotten. Er wollte in Feieden und Harmonie mit ihnen leben.
So versuchte er auch nur ein paar Tage vor seinem achtzehnten Geburtstag ein paar von ihnen aus den Fängen seines Vaters zu befreien. Aber er wurde erwischt und alle, die seinem Fluchtweg gefolgt waren wurden vor seinen Augen enthauptet.
Das verzieh sich der Junge nie und wollte von nun an gehorchen. Ob er nun wollte oder auch nicht. Aber sein Vater hatte genug. Er fror ihn tief ins Eis ein, sodass er nie wieder ans Tageslicht kommen würde. Dabei hatte er sich aber bewundert, warum er ihn nicht gleich tötete. Vielleicht konnte er es nicht über Herz bringen, sein eigen Fleisch und Blut nieder zu machen. Da vermutete, dass vielleicht doch noch ein guter Funke in seinem Vater seine Platz gefunden hatte.
Denn eines Tages hatte Dethalon sich die Drachengrippe geholt gehabt und war ans Bett gefesselt. Zwar würde er als Drache es über leben und das mit Gewissheit, aber doch hatte er sehr hohes Fieber gehabt.
Marcus pflegte ihn und irgendwie war Dethalon in dieser Zeit so anders gewesen. Freundlich und dankbar. Das kannte er gar nicht. Doch fand Marcus es wunderbar, dass es auch eine andere Seite zu geben schien, die tief in seinem Vater verborgen ward.
In der Hoffnung, dass er bald wieder gesund und doch freundlich bleiben würde, blieb sein Sohn an seiner Seite und pflegte ihn wieder gesund. Doch danach wünschte er sich, er hätte es nicht getan, denn dann war er wieder ganz der alte. Grausam und fast der Teufel auf Erden selbst.
Plötzlich wachte er wieder auf. Schon einmal war Marcus hoch geschreckt und hatte nur einen kurzen Blick in den Raum werfen können, wo er sich befand.
Nun jedoch ordneten sich langsam seine Augen und betrachtete eine Decke aus Holz. Er befand sich in einem kuscheligem Bett, welches eine angenehm weiche Madratze besaß.
Ein wirklich schönes Gefühl, so auf zu wachen, doch dann gingen ihm gleich wieder die Gedanken durch den Kopf und er fing an sich selbst Fragen zu stellen. Wo war er? Was ist mit ihm passiert? Und vor allem, was ist mit seinem Vater? Lebte er noch? Und wenn nicht mehr, in welcher Zeit befand er sich gerade? Na gut, Hauptsache der Mann, den er eigentlich nie als Vater bezeichnet hatte, hätte längst das zeitliche gesegnet.
Ruhig atmend richtete er sich ein wenig von seinem Kissen auf und schaute sich weiter in diesem Raum um. Bisher konnte nur diese hölzerne Decke wahr nehmen, doch als er sich genauer umsah, musste er fest stellen, dass der ganze Raum aus diesem Material gewesen war. Entweder er befand sich in einen Holzhaus oder auf einem Schiff. Doch letzteres bestätigte sich, als es ein wenig schwankte und auch aus dem kleinen runden Fenster konnte man erkennen, dass er sich auf See befinden musste. Doch wie war er hierher gekommen? Hatte man ihn gefunden und gerettet?
Viele Festen schossen durch seinen Kopf. Aber konnte er nicht zu jeder eine logische Antwort finden. Eigentlich musste er sich eingestehen, dass er über haupt keinen Plan hatte.
Noch ein wenig richtete er sich weiter auf, biss er schließlich eine sitzende Position erlangt hatte. Noch einmal drehte er seinen Kopf und schaute aus dem Fenster. Der Abend schien eingesetzte zu haben, denn durch das Fenster bemerkte er erst jetzt, wie die untergehende Sonne bunte Korallenriffe in den Himmel malte. Ein wirklich wunderschöner Anblick selbst aus dem kleinen Fenster aus. Auf der Insel seines Vaters gab es so etwas nicht. Dort herrschte Weihe Dunkelheit. Und so war es eines der wenigen Male, dass er einen Sonnenuntergang sah. Einfach wunderschön.
Plötzlich eine Bewegung. Etwas zuckte. Schnell schaute er links nach unten zur seiner Seite des Bettes ind musste ein Mädchen erkennen. Es sxhlof ruhig und fest. Der Brustkorb hob und senkte sich immer wieder in einem ruhigen Takt.
Marcus schaute sie sich etwas genauer an. Sie saß auf einem Stuhl, den Kopf auf der Madratze liegend und mit dem Gesicht zu ihm. Der Sohn Dethalons musste schmunzeln. Sie sah eigentlich ganz süß aus. Sie hatte braune Haare und ein Gesicht, was er nicht anders als niedlich bezeichnen konnte. Sie trug eine Art graue Kleidung, die ein wenig etwas von einer Rüstung hatte.
Ein wenig beugte er sich zu ihr nach vorne, um sie näher zu betrachten, als diese plötzlich mit einem zwinkern die Augen öffnete...

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Der König der Drachen
FanfictionDie alternative Geschichte zu Drachenzähmen leichtgemacht 1 und 2. Hicks ist ein junger Wikinger, der sich nichts sehnlicher wünscht, als einer der besten Drachentöter auf Berk zu werden, doch als er eines Nachts einen Nachtschatten abschießt und ih...