LONDON
Die Nacht senkte sich über die Stadt an der Themse nieder und die ersten Lichter erhellten die Straßen. Im Tower war auch alles ruhig. Knut kümmerte sich um seine Familie und nicht zu vergessen um seinen Staat, der nicht zuletzt durch die Verbindungen mit Berk zur Blüte kam. Man hatte ebenfalls jetzt eine eigene Drachenakademie und auch Drachen im Heer, doch noch lange nicht so viel, wie auf der kleinen Insel.
Aber bei Knut jedoch gab es nicht viel interessantes. Im Tower war es friedlich und selbst in den Straßen herrschte friedliche Harmonie. Die Gasthäuser waren voll und das Bier schoss in Strömen aus den Fässern. Die Stimmung war gelassen und niemand beschwerte sich. Einige Männer nahmen an Glücksspiel teil und verzockten sich etwa, oder gewannen viel Geld, was sie jedoch gleich am Abend wieder für Alkohol ausgaben. Nicht also sehr viel Los, doch in einer Ecke, machte sich jemand bereit, seinen Raubzug zu begehen.
Es war Ray. Er war ein Waisenjunge gewesen, den die Gosse groß zog. Er sah nie eine Schule von innen und auch andere Bildung blieb dem Jungen fremd. Er war nun siebzehn Jahre alt und ein gekonnte Taschendieb in den Straßen der großen Stadt. Immer wenn es Nacht wurde, dann begann sein Tag. Nur zu leicht waren die betrunkenen zu berauben, Dann bemerkten sie im Suff nämlich gar nichts mehr und wunderten sich am nächsten Tag nur noch, wo ihr ganzes Geld hin war. Aber dachten sie daran nie an Taschendiebe oder anderen Kriminellen. Eher, dass sie alles versoffen hatten. Na das würde aber eine Standpauke von ihren Frauen geben, die sich dann keine Kleider mehr kaufen konnte, doch das war Ray sichtlich egal gewesen. Für ihn zählte nur der eigene Profit und nichts anderes. Teilen war für ihn ebenfalls ein Fremdwort. Nur für sich selbst und niemand anderen stahl er. Nur einmal da wurde er erwischt. Damals hatte er in einem Gasthaus gelauert, bis der Alkoholpegel im Raum hoch genug sei, um seinen Raubzug zu starten. Er schlich sich also an diesen komischen Mann in eine schwarzen Lederrüstung an, um ihn sein komisches Schwert ab zu nehmen. Ray konnte sich an den Tag noch genau erinnern, als wäre es gestern gewesen. Dieser junge Mann mit braunen wuscheligen Haaren und diesen grünen Augen. Ray wollte nämlich sein Schwert klauen, doch plötzlich, als er dachte, dass die Luft rein sei, drehte sich der Mann schlagartig um und blickte ihn tief in die Augen. Er konnte sich noch ganz genau an seine Worte erinnern. Denn er schimpfte nicht mit dem Taschendieb, sondern redete innig auf den Jungen, der damals neun war ein: „Mensch Junge, musst du das tun. Geh lieber in die Schule und mach was aus dir. Du solltest nicht in der Gosse enden. Wenn du mal aus deinem Leben etwas machen willst, dann setze dir Ziele und halte sie auch ein. Du bist viel zu schade, um als Taschendieb zu enden."
Und seitdem er das gesagte hatte, gingen ihm diese Wörter nicht mehr aus dem Kopf. Der junge Mann steig darauf hin auf, legte ein paar goldene Münzen mit einem komischen Drachen auf den Tresen und verabschiedete sich aus dem Gasthaus. Ray wollte ihm nachlaufen doch als er aus der Tür schritt, konnte er nur noch einen schwarzen Schatten erkenne, der in der Nacht am Himmel verschwand. Damals war er noch klein und konnte sich nicht so recht einen Reim draus machen. Auch die Worte damals nahm er nicht sehr ernst und schmiss deswegen sie einfach über Bord. Doch heute gingen ihm diese Sätze jedes mal durch den Kopf, bevor er einen Raubzug begann. Dann dachte er doch innig nach, ob er sich lieber nicht eine ehrliche Arbeit suchen sollte, die ebenfalls Geld einbrachte. Aber schließlich konnte er seinen inneren Schweinehund nicht überwinden und stahl ein Ding nach dem anderen den Leuten aus der Tasche. Er konnte es einfach nicht lassen zu klauen. Er war halt ein Taschendieb und er würde wohl auch in seinem jämmerlichen Leben nichts anderes sein.
So schritt er zur Tat und machte sich gleich an den nächst besten Mann heran, der, wie es schien, einen dicken Geldbeutel an seinem Gürtel zu haben. Er hatte schon ein paar Krüge Bier hinter sich gehabt und war schon bei der dritten Runde Met gewesen. Der perfekte Diebstahl also, dachte sich der junge Ganove und machte sich bereit, dem Mann die schwere Last des Geldes gerne ab zu nehmen.
Immer weiter schritt er und griff schon nach dem Beutel, als plötzlich eine strenge Stimme vom Tresen kam, die der Dieb nur allzu fürchtete: Ein Polizist. „Hey du Taschendieb, das lässt du mal schön sein!", kam es streng von der Seite. Sofort ließ Ray die Finger von dem Beutel und blickte auf. Der Polizist in einer blauen ledernen Rüstung erhob sich vom Tresen und schritt auf den Jungen zu.
Rays Herz fing heftiger an zu schlagen. Der Gesetzeshüter hatte ihn auf frischer Tat ertappt und das war Grund genug, ihn fürs erste ins Gefängnis zu stecken. Und niemals wollte er dahin. So blieb nur eine Möglichkeit: Die Flucht.
Ray sprang auf, stieß einige Leute zur Seite und bahnte sich den Weg zur Tür. Sofort blickten alle Im Gasthaus auf und die Stimmung wurde aufgeregter und spannender, denn alle verfolgten das Schauspiel gerne und mit Freude. Essen mit Varieté nannte man so etwas. Die Leute dachten nicht daran, dem Polizisten zu helfen, der sich durch die Menge drängte, sondern sie hinderten ihn immer wieder. Bis der Beamte, jedoch seinen Schlagstock zückte, dann war Ruhe im Raum. Schnell wurde ihm Platz gemacht, damit er dem Dieb folgen könnte.
Ray hatte sich mittlerweile nahe zum Ausgang gekämpft. Bierkrüge sind runter gefallen und der Gerstensaft verteilte sich auf dem Boden. Und immer noch schepperte es, wenn er weiter nach vorne schritt. Der Bulle kam immer näher und näher und würde ihn bald haben, doch wollte er gar nicht ins Gefängnis. Er wollte frei sein und nirgendwo eingesperrt sein. Also kämpfte er sich weiter vor und endlich. Er hatte es geschafft die Tür zur erreichen. Schleunigst drückte er die Klinge herunter und haute in die Dunkelheit ab. Aber nicht mit dem Polizisten, denn der hatte den Dieb in die Nacht verschwinden sehen und wusste auch, in welche Richtung er ungefähr rennen würde. Als pfiff er mit zwei Fingern und urplötzlich erschien ein tödlicher Nadder mit Sattel. „So Spike. Dem folgen wir. Er schwang sich auf den Drachen und der schoss mit einem Schrei in die Nachtluft Londons.
Das Drachen bei der Polizei waren, war nichts ungewöhnliches. Knut selbst hatte dies veranlasst, denn sie waren zum Beispiel für die Verfolgung und auch für Streife von oben sehr gut geeignet. Und auch dieser hatte einen.
Ray musste sich vorsehen, denn wenn er nicht den Anweisungen aus der Luft folge leisten würde, dann hieße es: „Spike Feuer!" Und dann kam auch das Signal. Stacheln schossen vom Schwanz des Nadders und rasten mit einem unverwechselbaren pfeifen auf den Jungen zu. Er konnte noch gerade so schnell ausweichen, indem er in eine schmale Gasse bog. Der Polizist war ihm dicht auf den Fersen gewesen und wenn er nicht als Seeigel enden wollte, musste er ihn überlisten. Schneller rannte er. Sein Puls stieg in die Höhe. Seine Ohren lauschten auf jedes Geräusch. All das, was auch nur den Anschein erweckte, sich wie Flügelschläge an zu hören, war verdächtig. Und gleichzeitig grübelte er. Er müsste irgendwo Schutz suchen, sonst würde er die Nacht heute im Gefängnis verbringen. So musste schnell ein Plan her.
Und endlich viel ihm etwas ein. Er war nahe der Themse gewesen und konnte sich sicher unter einer der Brücken verstecken. Da würden sie ihn nie finden. Wie so oft, wenn er schon von Polizisten auf Drachen verfolgt worden war, konnten sie ihn da schon nicht finden. So entschied er sich genau dort hin zu rennen. Aber er musste sich beeilen, denn schon bald hörte er wieder Flügelschläge und die Worte von oben: Gib es auf Junge. Ich finde dich eh. Komme mit erhobenen Händen raus, dann wird dir auch nichts passieren. Du hast das recht zu schweigen. Alles, was du sagst, kann und wird vor Gericht gegen dich verwendet."
Besonders beim letzten Satz kam es Ray hoch. Er wollte nicht vor Gericht gehen. Denn dann würde er sicher für eine lange Zeit hinter Gittern kommen. Ach hätte er doch damals als kleiner Junge auf den Rat dieses Mannes gehört. Aber nun schien es dafür zu spät zu sein. Er musste sich vor der Justiz in Sicherheit bringen und wo ging das besser, als unter seiner Brücke.
So rannte er so schnell er nur konnte, wieder aus der kleinen Gasse heraus und lief zur Themse herunter. Sie war keine hundert Meter von seinem Standort entfernt gewesen. Und wie es der glückliche Zufall so wollte, war auch seine Brücke nicht weit entfernt gewesen. Ein Lächeln zeichnete sich auf dem Gesicht des Taschendiebes ab, denn schon bald würde er in Sicherheit sein. Doch bald hörte er wieder die Flügelschläge. Er blickte nach oben, um sich zu erkundigen. Der Polizist und sein Nadder waren noch nicht zu sehen, doch den Geräuschen zu urteilen, waren sie ganz in der Nähe. Also hieß es für ihn noch schneller zu laufen, denn man konnte nie wissen, wann er wieder auftauchen würde.
Doch die Brücke war schließlich schnelle erreicht und er verkroch sich unter einem der Pfeiler. Nahe am Wasser auf den Steinigen Fundamenten, würde ihn niemand so schnell finden.
Diese Brücke war erst neu renoviert und verbreitert worden. So hatte der fliegende Polizist keine richtige Einsicht auf das Areal, was Ray noch zusätzlichen Schutz bat.
Schnell verkroch er sich tief in einer Ecke des Brückenpfeilern und machte keinen Murks. Man durfte ihn nicht zu fassen bekommen, denn dann hätten sie ihn eingebuchtet. Er als kleiner Taschendieb wurde doch eh als Abschaum der Gesellschaft angesehen. Niemand kannte ihn genau.
Und schon wieder gingen ihm die Worte des Mannes mit den braunen Haaren durch den Kopf. Er hätte es befolgen sollen. Ganz klar. Dann wäre er heute nicht in dieser Situation, und müsste auch nicht vor der Justiz fliehen. Er wäre sicher ein freier Mann und hätte eine ehrliche Arbeit. Aber die zeit ließ sich nun mal nicht wieder zurück drehen und damit auch nicht seine Taten. Würde er es tun können, dann hätte er den Rat des Mannes befolgt und niemals hätte er wieder etwas geklaut. Doch nun war es zu spät gewesen.
Kurz darauf überfiel ihm die Müdigkeit und er schlief immer trotzdem noch etwas wachsam an dem kalten Pfeiler der Brücke ein. Die Flügelschläge des Nadders, auf dem der Polizist saß, hörte er schon lange nicht mehr.
Nach einigen Stunden schließlich wachte er auf. Es war nicht eher sonst, denn er schreckte einfach so hoch. Ohne irgend einen Grund und ohne einen Albtraum. Ray fand das aber nicht sehr merkwürdigen denn er war schon oft einfach so aus dem Schlaf wieder hoch geschreckt.
Er rappelte sich auf und hörte sich noch einmal um. Die Flügelschläge, die einen Polizisten ankündigten waren weg. Er musste sicher einige Stunden geschlafen haben, aber auch nicht so lange, denn es war immer noch dunkel.
Ray schaute sich noch einmal um. Der Brückenpfeiler war aus nacktem Stein gewesen, der mit viel Beton gemauert worden war. Ein kalter und düsterer Ort, doch hier fühlte er sich sicher. Hier wo andere weg laufen würde, bleib er gerne und machte es sich gemütlich. Er mochte es hier.
Weiter schweifte sein Blick zu einem Haufen von Steinen, die an der grenze zu Wasser und Land versuchten, dass die Erosion durch den Fluss nicht ganz so groß wirkte. Er schaute nochmal da hin, denn dort versteckte er auch sein Diebesgut. Und etwas hatte er erst kürzlich gefunden. Ja gefunden hier an der Themse. Er hatte es niemanden geklaut.
Es war ein Gefäß. Eine Art Urne oder so. Sie war aus simplem Ton gefertigt und nicht reichlich verziert gewesen. Die Urne eines Armen wahrscheinlich. Er hatte sie noch nicht geöffnet. Und da er sich heute nicht e mehr auf den Straßen blicken lassen konnte, beschloss er, sie heraus zu holen, um zu schauen, was da drin war, denn manchmal versteckten die Leute die komischsten Sachen da drinnen.
Er kramte ein paar Steine zur Seite und fand das Gefäß schnell in seinem Versteck. Dort war sie. Sie war auch sehr ramponiert. Etwas Ton war schon abgesplittert und Ray konnte auch einige Algenreste nicht entfernen. Die Urne lag schon sicher lange Zeit hier. Um so mehr interessierte es ihn jedoch, was sich dort drin befand. So beschloss er sie endlich zu öffnen. Er griff nach ihr, hielt sie mit einer Hand am Deckel fest und öffnete mit einer drehend ziehenden Bewegung. Der Deckel saß auch ziemlich fest. Ray wunderte sich. Er brauchte all seine Kraft, um sie zu öffnen. Sollte man sie etwa nicht öffnen?
Doch schon beim nächsten Gedanken löste sich auf einmal der Deckel und gab den Blick auf das Innere der Urne frei. Doch da drin war nichts. Nur ein wenig Asche klebte am Grund. Sie schien trocken zu sein. Ray dachte sich, dass man sie wohl verstreut und die Urne hinterher geworfen hatte.
Mit einem Finger nahm er etwas von der Asche und rieb sie zwischen Daumen und Zeigefinger. Es fühlte sich schon komisch an, die Überreste eines Toten an zu fassen. Sicher hätte seine Seele etwas dagegen gehabt.
Und wie das Schicksal es so wollte, erklang auf einmal eine seltsame Stimme in Rays Kopf: „Wer bist du?, fragte sie ihn.
„Vor lauter Schrecke hatte der Taschendieb die Urne fast fallen gelassen. „Was wie, wo bist du?" - „In deinen Gedanken." Ray war ganz verschreckt. Sein Herz fing an zu rasen. Er sprach gerade mit einem Toten. Oder besser gesagt mit der Seele über seine Gedanken. Doch dann sprach die Stimme schon wieder.
„Meine Seele war lange gefangen, doch du hast sie wieder befreit. Ich danke dir dafür und werde mich dir erkenntlich zeigen. Aber noch nicht jetzt. Erst musst du mich wieder zu Leben erwecken und ich werde dir zeigen wie." Jetzt war Ray total verwirrt. Was sollte das gerade? Aber er befolgte lieber die Befehle der Seele. Aber eine Frage brannte noch in ihm: „W...Wer bist du?" - „Mein Name ist Tiberius Arckanus DETHALON." ...

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Fiksyen PeminatDie alternative Geschichte zu Drachenzähmen leichtgemacht 1 und 2. Hicks ist ein junger Wikinger, der sich nichts sehnlicher wünscht, als einer der besten Drachentöter auf Berk zu werden, doch als er eines Nachts einen Nachtschatten abschießt und ih...