Fragen

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Nachdem der Ausguck das gemeldet hatte stürmten alle zur Steuerbordseite. Sie sahen alle einen jüngeren Mann der auf einem Stück Holz treib. Hicks zögerte nicht, lange, verwandelte sich noch einmal in einen Nachtschatten und holte der Mann an Bord. Schnell flog er zu ihm hin. Der Mann musste so schnell wie möglich gerettet werden. Schließlich war der Nordatlantik um diese Jahreszeit nicht gerade warm. Zum Glück trieb sein ganzer Körper auf einem Stück Holz, sonst wäre er wohl schon an Unterkühlung gestorben. Als schließlich der König der Drachen zu ihm an gelangt war, konnte er sehen, dass die Person mit mehreren Messern und Schwertern bewaffnet war. Doch war die Haut an vielen Stellen rot und Wunden klafften hervor. Hicks handelte sofort. Er nahm ihn sanft in seine Klauen und flog schnellst möglich zurück zur Draco. In den klauen konnte er noch spüren, dass der Mann einen Puls besaß und noch gerade so am Leben war. Hicks würde ihn sicher nicht sterben lassen, obwohl die Person ziemlich stark bewaffnet war. Entweder war er ein Pirat oder von irgend einer Armee.
Hicks setzte die Person auf dem Deck ab. Sofort sammelten sich um ihn einige Soldaten und Crewmitglieder. Sie starrten alle wie gebannt auf den Mann, den Hicks gerade an Bord gebracht hatte. Der hatte sich wieder zurück in einen Menschen verwandelt und begutachtete ihn erst mal genau, doch als er am Bauch eine riesige Wunde zu sehen bekam, die er erst gar nicht bemerkt hatte, musste er sofort handeln. „Holt schnell Taffnuss her. Sie soll ihn behandeln." Nur einige Minuten Später kam die junge Ärztin aus der Krankenstation mit zwei Berserkern, die eine Trage mit sich führten. Sie schaute sich ihn kurz an und erschrak. „Bei Thor, dass er nicht schon tot ist wundert mich. Der muss aber ziemlich zäh sein. Ab Marsch nach unten auf die Krankenstation. Ich werde ihn sofort behandeln. Und so geschah es auch. Lange schauten die Besatzung noch nach dem Mann, doch Gustav schien etwas dagegen zu haben. „Los wieder auf eure Posten. Raffnus wird ihn erst einmal behandeln und vielleicht wachte er ja auf und dann kann er auch selber seine Geschichte erzählen. So neugierig, wie ihr schaut, ist es doch das einzige, was ihr wollte. Aber nun zurück an die Arbeit. Die Männer taten wie ihnen befohlen wurde und sie gingen wieder ihren Dienst nach. Die Kanonen wurden geprüft und das Deck geschrubbt. Das übliche halt auf einem Schiff. Während dessen schaffte Taffnus den Mann auf die Krankenstation. Hicks, Astrid und Dagur begleiteten sie. Schnell hatten sie das Labyrinth aus Gängen und Korridoren überwunden und kamen auf die Station. Die Draco war zwar schon von außen groß, doch im Inneren schien sie riesig zu sein. Mann konnte sich auch verirren.
„Schnell, legt ihn dort hin." Die Berserker in einer Sanitäterkleidung legten den Mann vorsichtig auf eines der Krankenbetten. Raffnus fing sofort an ihn zu untersuchen. Die tastete den Körper ab und schaute sich die Wunden genauer an. „Hmmm. Keine inneren Blutungen so weit ich ertasten kann. Der Kopf scheint auch nicht verletzt zu sein." Sie nahm sich einen Hörtrichter und legte ihn auf sein Herz. „Der Puls ist langsam, aber relativ stabil. Sein Körper muss all seine Funktionen runter gefahren haben. Das heißt im Klartext, dass dieser Mann schon einige zeit auf See verbracht hat." Hicks und die anderen ließen sich diese Diagnose auf der Zunge zergehen. Sie hörten jedes Detail mit und passten genau auf, was ihre Freundin zu sagen hatte, schließlich war die die beste Ärztin Europas. „Die Wunden werde ich erst einmal versorgen. Es gibt einige Stichverletzungen an den Armen und Beinen. Auch einige Schnitte kann ich auf Anhieb erkennen. Ich werde euch auf den laufenden halten. Geht erst einmal raus und ich mache hier das schon. Schaut euch vielleicht mal das Brett an, auf dem er gelegen hat. Es könnte Hinweise auf die Herkunft dieses Mannes leiten." - „Machen wir Raffnuss. Los Leute, schauen wir uns mal an, ob wir durch das Brett noch einige Hinweise finden." Hicks und die anderen gingen an Deck und holten das Brett, welches immer noch im Wasser trieb. Dagur verwandelte sich schnell in einen Nachtschatten und holte es für sie an Deck. Sofort begannen die Untersuchungsarbeiten. Ohnezahn kam auch noch dazu. Er musste sich erst einmal nach dem Rennen ein wenig aus ruhen, denn er war es nicht mehr gewohnt gewesen, so schnell zu fliegen. Er dachte sich, dass er auf jeden Fall nach diesem Abenteuer etwas für seine Fitness tun sollte. „Also Leute kann irgend jemand schon einige Hinweise erkennen?" - „Ja ich." Rotzbacke mischte sich ins Gespräch ein und kam auf die anderen vier zu. „Das ist eine Schiffsplanke für das Deck. Die Balken dort gehören zu den Spanten, die das Schiff zusammen halten. Die sind Zersplitter, also muss es mit Gewalt heraus getrennt worden sein." Dagur verwandelte sich erst jetzt wieder zurück und fragte: „Bist du dir auch dabei ganz sicher?" - „Ich bin der beste Schiffszimmermann der Welt. Ich muss es wissen." Stolz brachte das Rotzbacke den Anführer der Berserker bei, doch der machte sich nicht viel aus dem arroganten Gehabe von dem. Er ignorierte es einfach.
„ich hätte vielleicht noch etwas dazu zu sagen." Ohnezahn meldete sich zu Worte. „Ja und was?" Hicks hörte sofort gespannt auf seinen Freund und ließ sich alles erklären. „Dieses Holz kommt mir bekannt vor. Ich habe es schon mal auf Mallorca gesehen, als ich bei Blauflügels Eltern zu Besuch war. Die heben vor ihrer Höhle dort einige Bäume zu stehen und mein Schwiegervater sagte zu mir, dass die Menschen sie oft zum bauen von Schiffen einsetzten. Es könnte also ein Schiff aus dem Mittelmeerraum gewesen sein und der Mann, der jetzt unten bei Raffnuss liegt ist ein Schiffbrüchiger. Vielleicht sind sie in einen Sturm geraten und er wurde hier weit raus getrieben." Doch Dagur war der Sache sich nicht ganz sicher. Das mit dem Holt glaubte er schon Ohnezahn, doch nicht die Sache mit dem Schiffbruch. Nie im Leben. Der Kerl, den sie an Bord geholt haben hatte jede Menge Waffen bei sich geführt. Das musste ein Pirat sein. „Aber der Typ kann doch nicht einfach so aus dem Mittelmeer hier in den Nordatlantik getrieben worden sein. Das hieße, dass er schon seit Wochen hier auf See verbracht hätte. Und ein Mensch stirbt innerhalb von drei Tagen, wenn er nichts zu trinken hat und Salzwasser ist dazu auch nicht gerade empfehlenswert.", gab er schließlich von sich. Aber da hatte Astrid einen Einfall. Sie segelten doch schon die ganze Zeit über gegen eine Strömung im Wasser die von Westen kam. „Vielleicht kommt er ja auch von einem Schiff, dass sich westlich unserer Position befindet, oder befunden hat. Vielleicht sind sie dort in einen Sturm geraten und gekentert. Und er wurde dann schließlich von der Strömung direkt hierher getrieben. Es wäre doch eine Überlegung wert." - „Da stimme ich dir zu Astrid." Dagur und Hicks schien das ebenso die logischste Erklärung zu sein. Es musste die Strömung gewesen sein, die ihn hierher gebracht hatte. Sonst wäre er doch die ganzen Wochen nicht mehr lebend von den Seglern gefunden worden. Also stand erst einmal fest. Der man kam von einem Schiff, dass auf jeden Fall im Mittelmeer gebaut worden war. Er und seine Mannschaft segelten ebenfalls gen Westen und sichten sicher auch etwas. Ob es Piraten waren, sei erst einmal dahin gestellt gewesen, außerdem schien er bewaffnet zu sein und das Stück Planke schien mit Gewalt heraus gerissen worden zu sein. Entweder ein Sturm oder ein Überfall. Man wusste es nicht so genau. Es könnte auch ein Seemonster gewesen sein, doch wenn Hicks so etwas nachging begegnete er immer nur wütenden Drachen, denen die Schiffe der Menschen einfach nur auf die nerven gingen. Auf den Fall wären sie vorbereitet.. Also hieß es warten bis der Mann wieder aufwachen würde, und ihnen die Geschichte seiner Fahrt erzählen könnte. Doch der schien bewusstlos und wer weiß wie für lange noch. Es konnte Stunden Tage oder sogar Wochen dauern, bis sie wieder so bei Kräften waren, dass sie wieder aufwachten. Etwas besseres als Warten ging deshalb nicht und der Mann war stabil im medizinischen Sinne. In einen Nachtschatten wollte ihn niemand von den vieren verwandeln, um schneller an die Informationen heran zu kommen. Da war ihnen der Speichel zu schade. Und wer wusste vielleicht war er ja ein Pirat und einer von der Sorte, der die Kräfte eines Nachtschatten besitzen würde, wäre nicht gerade von Vorteil. Vor allem wenn er dann die sieben Schiffe zerschießen würde.
Sie gingen wieder herunter zur Krankenstation und fragten Raffnus, ob sie vielleicht etwas körperlich besonderes noch zu der Person hatte. „Raff. Hast du noch etwas für uns." - „Ja Hicks. Hier habe ich ein Totenkopfamulett." Sie warf es zu ihm hin und er begutachtete es. Dagur fühlte sich gleich in seiner These bestätigt. Es war ein Pirat und das beste war, dass er auch sogar noch ein Amulett mit dem Symbol aller dieser Seeräuber trug. „Ha, was habe ich gesagt. Er ist ein Pirat wir sollte ihn über Bord werfen, bevor er uns etwas tut." - „Nein Dagur. Wir lassen ihn hier. Wenn er Ärger macht können wir ihn immer noch in das Gefängnis stecken." Hicks versuchte ihn erst einmal zu beruhigen. Er selbst hatte schon Kontakt mit Piraten gehabt und kannte auch die verschiedenen Typen. Es gab welche die wirklich nur auf rauben und brandschatzen aus waren und dann gab es auch Gentleman unter ihnen, die Anstand, Ehre und Höflichkeit besaßen. Dagur fand sich damit ab und sie hörten weiter Raffnuss zu, denn sie hatte immer noch etwas zu sagen: „Also Leute. Ich habe da noch etwas zu den Verletzungen." - „Und?" Alle spitzen die Ohren und lauschten, was sie ihnen zu sagen hatte. „Also dieser Mann hatte durch verschiedene Klingen Verletzungen erhalten. Die rühren nicht von einem Sturm her. Es war ein Kampf." Jetzt schaltete sich Astrid ein. Hicks Frau war eine Expertin, wenn es um Kämpfe ging. „Ja und. Weist du auch gegen wen er gekämpft hat?" - „Das kann ich nicht daraus schließen doch eine Wunde war dabei ganz interessant. Es hat mich gleichermaßen von den Socken gehauen und schockiert." Sie ging zu dem Mann und die anderen folgten ihr interessiert. Sie zog das Hosenbein hoch und zeigte die Wunde, welche sie noch nicht verbunden hatte. „Diese Wunde ist anders und zwar in dem Sinne davon, dass sie von keiner Klinge verursacht wurde." - „Nun mach es nicht so spannend. Sag es schon." Dagur wurde immer ungeduldiger. Er kannte zwar Raffnuss Verhalten, immer alles so spannend wie möglich machen zu wollen nur zu gut, doch konnte ihn das ziemlich nerven auch die anderen warteten jetzt schon auf eine Antwort. Sollten sie vielleicht raten, bis die richtige Antwort kam? Zum Glück nicht, denn so gleich kam die Antwort von der jungen Ärztin selbst. „Dieser Mann hier hatte einen Streifschuss erlitten. Das heißt, dass er von einer Schusswaffe verletzt worden war. Vom Riss durch die Haut ist zu erkennen, dass sie nicht ganz so viel Energie besitzt, wie unsere. Da wäre alles bis auf die Konchen zerfetzt gewesen, doch Fakt ist, dass dieser Mann angeschossen wurde." Hicks und den anderen blieb die Spucke weg. Der Mann wurde angeschossen. Aber das hieße, dass das Schiff, dass diese Piraten angegriffen hatte sicherlich auch mit Schusswaffen größeren Kalibers ausgerüstet war. Und die Planke wurde sicherlich durch eine Kanonenkugel vom Schiff heraus getrennt, denn nur mit so etwas könnte man dieses harte Holz zum zersplittern bringen. Und Berk war eigentlich bis auf wenige Ausnahmen die einzige Nation, die ausschließlich Kanonen auf ihren Schiffen verwendete. Das bedeutete also gar nichts gutes.

Am Abend stand Hicks allein an Deck. Der Mond stand schon sehr hoch und Mitternacht war auch nicht mehr fern. Er schaute aufs. Wasser, denn das war heute so glatt wie schon seit Tagen nicht mehr. Eine leicht Brise brachte sie Segel zum spannen und die machten Fahrt durch diese Gewässer, die durch ihren Wellengang eher an einen Dorfteich erinnerten, statt eines Ozeans. Auf einmal schlangen sich zwei Arme um seinen Bauch. Ganz vorsichtig wanderte eine zarte Hand zu Hicks Brust, welche die andere den Bauch streichelte. Dann legte sich ein Kopf auf seine linke Schulter und eine sanfte weibliche Stimme erklang: „Woran denkst du gerade?" - „Ach Astrid. Mir geht dieser Mann nicht aus dem Kopf. Wo er her kommt und warum er eine Schusswunde hat. Die Sache gefällt mir gar nicht. Hoffentlich wird er bald aufwachen, damit ich ihn fragen kann, wer das getan hat." - „Das wird er. Er wird bestimmt bald aufwachen. Aber du musste jetzt mal schlafen, denn ich brauche dich unter Deck in unseren Zimmer. Sonst ist es so einsam da unten." Astrid versuchte ihren Mann auf andere Gedanken zu bringen, was dann auch klappte. „Na gut ich komme." So gingen sie beide unter Deck in ihre Kajüte. Morgen würde ein neuer Tag sein und vielleicht würde der Mann endlich aufwachen. Was er wohl zu erzählen hätte...

Der König der DrachenWhere stories live. Discover now