Sie standen sich gegenüber. Zwei Herrscher von Drachenreichen. Der eine gut, der andere böse. Doch erst später sollte sich diese Ansicht verbreiten, denn erst mal wurde höflich geredet. Dethalon ergriff zuerst das Wort. „Ihr müsst wissen König Haddock, entschuldigen sie, Haddock ist das ihr Titel, oder?" Hicks überlegte kurz, wie er antworten sollte, denn er wollte nicht gleich so viel über sich preis geben. „Ja das ist mein Titel.", log er ihn an. „Ach gut, denn ich habe eine Dienerin, welche auch Haddock mit Nachnamen heißt. Sie hat gerade ein wenig anderes zu tun, doch wird diese uns noch zur späteren Stunde bewirten." - „Ist gut." Hicks dachte sich nichts dabei. So selten war der Nachname Haddock unter den Wikingern ja nicht gewesen. Er kannte einige Namensvetter. Wieder begann Dethalon zu reden: „Ihr müsst wissen Haddock, dass ich ein Drache bin, der andere Ansichten teilt. Sie haben doch die Menschen da draußen gesehen, oder?" - „Ja habe ich." - „Und da haben sie sich doch sicher gefragt, warum sie in Ketten lagen und ich sie versklavt habe." - „Dieser Punkt erweckt wirklich mein Interesse." Hicks und Dethalon versuchten das Niveau des Gespräches so Hoch wie möglich zu halten und dabei war der junge König erstaunt, wie der dunkle Drachenlord mit ihm redete. Immer angemessen im Tonfall, keine Provokation oder Andeutungen auf Feindlichkeit. Wenn er schauspielern konnte, dann tat er das sehr ausgezeichnet. Dethalon fuhr fort: „Ich sehe die Menschen als minderwertige Kreaturen an. Sie wissen es doch genau wie ich. In dieser Form ist man schwach und verletzlich. Nicht gerade geeignet, um sich als dominante Spezies zu bezeichnen. Deshalb bin ich der Meinung, dass wir Drachen diese Aufgabe übernehmen sollten, denn wir leben länger, haben einen wesentlich höheren Intellekt, gut mindestens einige von uns, und unser Körper ist auch ohne Hilfsmittel den Widrigkeiten der Natur sehr standhaft gegenüber." - „In einigen dieser Standpunkte muss ich ihnen Recht geben." Hicks versuchte einfach mit zu spielen. Er hatte sich überlegt, erst mal so zu tun, als wäre er einer Meinung mit Dethalon. Doch der redete weiter: „Und deshalb mein werter Kollege sehe ich es als meine Pflicht an, die Aufgabe zu übernehmen, dass wir schon in einigen Jahren die Herrscher der Welt sein werden. Wie klingt das?" Hicks schluckte kurz. Obwohl der Kerl ganz vernünftig zu reden schien, nein vernünftig war untertrieben, sein Ausdruck glich eher dem eines Akademikers, lukte eine hauch von Wahnsinn und Größenwahn hervor. Doch erst mal musste er antworten. „ich stimme ihnen zu." - „Da sind wir ja einer Meinung. Ach ja sie wollten mir doch Fragen stellen." - „Das hat sich hiermit geklärt." - „Das freut mich das zu hören König Haddock." Dethalon nahm ein wenig Abstand von Hicks. Er hatte während seiner kleinen Rede ihn genau gemustert. Und er sah seiner Kammerdienerin ziemlich ähnlich. Die braunen haare und die grünen Augen passten zusammen. Doch Zufälle gab es immer, dachte sich der dunkle Lord der Drachen und wollte keinen Gedanken mehr darüber verschwenden. Er hatte einen scheinbaren Verbündeten gefunden, mit dem er die Menschen noch schneller hätte ausrotten könnte. Und das wäre Gold wert. Dieser junge König Haddock kam wie gelegen, denn seine Armee war noch nicht fertig. Er müsste ihm noch mal alles ausführlich erklären. Alle Pläne und Strategien. Dazu müsste Dethalon ihn noch eine Weile hier behalten. Also fragte er: „Ziehen sie es in Erwägung, einige Tage hier zu bleiben? Dann können wir alles miteinander in Ruhe besprechen." Hicks ging drauf ein ,denn wie es aussah, hatte Dethalon seinen Köder geschluckt. Er würde Hicks alle Pläne offenbaren und damit seine Schwachpunkte preis geben. Hicks willigte ein: „Ja das werde ich machen. Ich bleibe einige Tage." - „Dann ist ja gut. Wir sollten etwas essen." Der Drachenlord klatschte mehrmals in die Hände. Hicks hingegen stellte sich an eines der wenigen Fenster im Saal des dunklen Lord und starrte auf die tosende See hinaus. Hier war es wirklich wie in der Hölle. Überall nur nackter Fels und der Gestank des Todes lag in der Luft. Hicks musste diesen Drachenlord töten um jeden Preis. Doch erst mal hieß es mitspielen und abwarten, denn so eilig schien es Dethalon nicht mit dem Angriff zu haben, wenn er noch von einigen Jahren sprach. Es müsste heißen, dass sein Heer noch nicht vollständig einsatzbereit war. Ein Krieg mit den Menschen als Verbündeten und Dethalon wäre aus der Welt gelöscht. Hicks versank in Gedanken. Dethalon hingegen klatschte ein zweites Mal. „Wo bleibst du denn wir haben Hunger. Und außerdem habe ich einen Gast!" Valka trat hervor und verbeugte sich schüchtern vor dem Drachenlord. „Entschuldigen sie mein Herr, ich bin so schnell wie möglich hierher geeilt, wie ich nur konnte." - „Das spielt jetzt auch keine Rolle mehr. Bring uns etwas zu Essen. Einen Braten vielleicht. Schaf oder so. Und hole bitte einen guten Wein aus dem Keller!" - „Zu Befehl mein Lord." Valka richtete sich auf und ging wieder. Als sie das tat, fiel ihr der junge Mann am Fenster auf. Sie konnte ihn nicht richtig erkennen, da er sein Gesicht ihr nicht zugewandt hatte. Er hatte eine schwarze Rüstung mit einem roten Umhang an und jede Menge Waffen. Valka ahnte, dass dies ein neuer Verbündeter sein musste, welcher Dethalon in die Schlacht folgen würde. Sie dachte sich nichts weiteres dabei und befahl den anderen, untergeordneten Sklaven einen Tisch und das nötige Essen zu bringen. Diese sollten dann auch das befohlene Bankett vorbereiten. Manchmal dachte sie an Zeit vor diesem ganzen Horror. Als sie noch an Haudrauf Seite in Berk war. Und dann ihr kleiner Hicks. Der eher schmächtige Sohn, den sie trotz seiner Makel über alles liebte. Er war sieben als man sie geraubt und in dieses Schloss gebracht hatte. Damals hatte Zurik diesen Drachenangriff auf das Dorf befohlen und Valka als kleines Geschenk mit auf die Insel des dunklen Drachenlords verschleppt. Sie musste am Anfang die schlimmste Qualen erleiden, doch mit der Zeit versuchte sie sich anzupassen und arbeitete sich bis zu persönlichen Sklavin des Drachenlords hoch. Aber immer wieder dachte sie an ihren kleinen Sohn und an Berk. Wie es da wohl jetzt aussehen würde? Was machten wohl Hicks und Haudrauf ganz ohne sie? All solche Fragen schossen ihr durch den Kopf.
In der Halle hatte man einen Tisch hingestellt, ebenso zwei sind platziert worden. Hicks und Dethalon wartete nur noch auf das Essen. Und da kam es auch. Köstlich duftender Schafbraten, Fische und andere Delikatessen wurden aufgetischt. Sie setzten sich und fingen an zu essen. „Also ich muss schon sagen. Für Drachen haben sie einen ausgezeichneten Geschmack." - „Danke, dass es ihnen schmeckt, jetzt fehlt bloß noch der Wein." Er klatschte in die Hände und Valka kam wieder mit einem Krug von dem besten Wein, den sie zu bieten hatten. Hicks hatte seinen Kopf ein wenig gebeugt und sah sie erst gar nicht. Doch als sie, natürlich aus reiner Höflichkeit dem Gast zuerst einschenken wollte, blickte er auf. Sie erschrak und ließ vor Schreck die kannte fallen. Sie blickte in ein junges Gesicht. Ein junges Gesicht was sie kannte, doch war es zu dem Zeitpunkt, als sie es zum letzten mal gesehen hatte, eine lange Periode an Jahren vergangen. Sie starrte in die grünen Augen ihre Gegenübers. Vor Schreck lies sie schließlich den Krug fallen. Die Scherben sprangen in alle Richtungen und ein lautes Scheppern ertönte durch den Saal. Der Wein verteilte sich derweil auf dem Boden. „H..Hicks. Bist du das?", doch als Dethalon ihr einen bösen Blick zuwarf, rannte sie weg. „Was sollte das gerade gewesen sein?", fragte Hicks. „Ich weiß es auch nicht, aber der werde ich mal jetzt ordentlich die Leviten lesen!" Dethalon stand auf und wollte sich gerade auf den Weg machen, als Hicks ihn aufhielt. „Ich kläre das schon." stieß er selbstbewusst aus. „Na gut. Der Gast hat das Vorrecht." So saß sich Dethalon wieder hin und aß den Schafbraten weiter, während sich Hicks auf die Verfolgung konzentrierte. Aber die Sklavin konnte nicht so schnell rennen, denn ihr Kleid, brachte sie so einige Male zu stolpern und als sie dann auch noch in eine Sackgasse geriet, schien es um sie geschehen sein. Sie kniff die Augen zusammen und wartete darauf, dass Lord Dethalon hier auftauchen würde, um sie zu bestrafen, doch nichts war. Stattdessen nur langsame Schritte. Sie öffnete die Augen wieder und sah wieder diesen jungen Mann vor sich. Sie stand auf. „Du hattest mich vorhin Hicks genannt. Wieso kennst du meinen Vornamen? Und wer bist du?" Hicks blickte verwundet drein. Sofort fing die Sklavin mit den braunen Augen an zu reden. „Ich weiß. Es muss für dich eine lange Zeit gewesen sein, doch eine Mutter vergisst nie den Namen ihres Kindes. Ich bin es Valka deine Mutter." Jetzt machte es bei Hicks klick. Die Frau kam ihm nämlich auch bekannt vor. Er schreckte zurück. „D...dann bist du gar nicht tot. Du wurdest entführt. Und Dethalon hatte dich die ganze Zeit über hier behalten und dich zu seiner Sklavin gemacht." Sie nickte, doch schon bald hielten sie es nicht mehr aus. Beide fielen sich in die Arme und bei Hicks traten einige Tränen zum Vorschein. „Mama. Es ist einfach so wunderschön." Sie lösten sich wieder. „Aber Hicks, warum machst du gemeinsame Sache mit dem Teufel auf Erden?" - „Ich tue nur so. Ich wollte einen Drachenangriff aufklären, welchen er provoziert hatte. Dann bin ich hier gelandet und gebe mich als Drachenkönig aus, welcher die gleichen Ansichten teilt. In Wahrheit will ich einen Weg finden, ihn und sein gesamtes auszulöschen." - „Das wird aber nicht so einfach sein... warte mal du bist ein DRACHE?! Wie ist denn das passiert?" - „Kein zeit für weitere Erklärungen. Ich werde bald abreisen und du kommst mit. Morgen in der großen halle von Dethalon. Ich werde dich heimlich mitnehmen. Verstanden?" - „Verstanden." - „Gut aber jetzt tu so, als ob ich dich für das Missgeschick da oben verprügeln würde." - „Gut." Und so schrie Valka und Hicks erzeugte die Geräusche von Schlägen und gab da immer wieder Flüche von sich. Die Tarnung war perfekt und der Plan sicher.
Als Hicks wieder noch oben zu Dethalon ging, empfand er ungeheures Glück. Seine Mutter war nicht tot. Doch hatte er jetzt noch einen Grund mehr, dieses Schwein von Drachenlord abzustechen. Aber erst mal Ruhe bewahren. Also setzte er sich wieder an den Tisch und aß weiter. Nach einigen weiteren Gesprächen, gab der Lord Hicks ein Gästezimmer. Es war großzügig mit einem Bett und einer Steinplatte ausgestattet. Ein Kamin brachte wenigstens etwas Freundlichkeit in den dunklen Raum. Hicks setzte sich aufs Bett und legte seine Waffen ab. Ebenso seinen Panzer für den Oberkörper und seine Armschienen. Die Hose behielt er noch an. Es war ein unglaublicher Tag gewesen, mal abgesehen von Lord Dethalon. Er hatte seine Mutter wieder getroffen, welch für tot erklärt wurde. Was würde wohl Haudrauf für ein Gesicht machen, wenn Hicks mit ihr auf dem Rücken in Berk einkehren würde. Er lächelte und wollte sich gerade noch sein grünes Shirt ausziehen, als es an der Tür klopfte. Er ging als mit einem Dolch bewaffnet zu dem übertrieben verzierten Portal und öffnete. „Wer da?" Vor ihm stand ein Soldat von Dethalon. Im Schlepptau hatte der Nadder ein junges Mädchen. Hicks schätzte sie auf ungefähr fünfzehn. „Mit den besten Grüßen von Dethalon. Mein Herr hat gesagt, dass ihr euch vielleicht damit etwas amüsieren könntet." Ein anderer Drache löste die Halsfessel des Mädchens und scheuchte sie zu Hicks herüber. Der öffnete die Tür und das Mädchen stolperte in sein Zimmer. „Ich wünsche ihnen noch eine angenehme Nacht." Der Nadder verabschiedete sich wieder und Hicks schloss die Tür. Das junge Mädchen stand ganz verängstigt in der Ecke. 'Barbarisch diese Drachen. Ich soll mich also mit einer Minderjährigen amüsieren, welche sichtlich schon verängstigt ist. Die haben doch einen Knall.', dachte sich Hicks und ging vorsichtig auf die kleine zu. Er legte den Dolch weg und wollte zeigen, dass er unbewaffnet war und ihr nichts tun wollte. Doch sie verkroch immer weiter in eine Ecke. Sie ahnte, was jetzt kommen würde. Der junge Mann, Drache, was er auch war, würde sie aufs Bett zerren und dann... „Schhhhh. Ich will dir doch gar nichts tun. Und was die Drachen da draußen erwarten schon gar nicht." Sie schaute ihm in seine grünen Augen. Er hatte eine schwarze lederne Hose an und ein grünes Shirt, durch welches man sein Muskeln erkennen konnte. Er kam noch einige vorsichtige Schritte auf sie zu. „Na komm schon. Wie heißt du? Und wie alt bist du?" Das Mädchen stotterte: „M...mein Name ist Heidrun. Ich bin fünfzehn Jahre alt." Sagte sie schüchtern. „Also gut Heidrun. Mein Name ist Hicks. Ich bin zwanzig Jahr alt und du brachst wirklich vor mir keine Angst zu haben." Er reichte ihr die Hand und zog sie zu sich hoch. Sie stand jetzt genau vor ihm, aber immer noch ein wenig eingeschüchtert. Sie musste schon die schlimmsten Qualen erleiden, dachte sich Hicks. „Und du willst mir wirklich nichts tun?", sagte sie schüchtern. „Ich will dich wirklich nicht... du weist schon. Wenn das meine Frau erfahren würde, dann wäre Dethalon ein friedliebender Drache dagegen. Und außerdem verstößt es gegen jede ethische Ansicht meinerseits." Sie musste ein wenig kichern. „Na also geht doch." Heidrun lächelte ein wenig. Als sie noch da eine Weile standen, kamen sie weiter ins Gespräch. „Wie bist du eigentlich hierher gekommen Heidrun?" - „Meine Eltern würden bei einem Drachenangriff getötet. Und diese Monster haben mich verschleppt. Die sind einfach nur böse." - „Hey ich bin auch ein Drache. Nicht so gleich Vorurteile ziehen." - „Tschuldigung." - „Außerdem können Drachen und Menschen Freunde sein. Ich kenne einen, der Reitet auf einem Skrill. Er ist in deinem Alter. Ihr würdet euch prächtig verstehen." - „Ja wirklich, aber wie komme ich dann hier weg?" - „Pass auf. Ich kann mich in einen Nachtschatten verwandeln. Ich werde morgen wieder abreisen, mit noch einer anderen Person. Ich werde morgen nochmal nach dir verlangen. Aber erst mal müssen wir vortäuschen, als ob ich dich... du weist schon." - „Gut." Heidrun war ganz Feuer und Flamme bei dem Plan. Sie verwuschelte ihr schwarzen Haare und löste einige Knöpfe von ihrer Kleidung. Hicks tat das selbe. Nach einer weiteren Stunde öffnete Hicks wieder die Tür, um die Wache zu veranlassen, Heidrun wieder fort zu schicken . Doch kurz vorher noch eine Absprache: „Und wie sehe ich aus?", fragte Heidrun. „Authentisch.", antwortete Hicks kurz. „Du weist noch den Plan?", ergänzte er. Sie nickte. So begann das Schauspiel. Hicks öffnete die Tür und sagte zur Wache: „Hey du da komm mal her." Er setzte eine perverse Tonlage auf. „Diese Zuckerschnitte hier hat mich wirklich begeistert. Bring sie Morgen früh nochmal her." Die Wache legte die Halskette wieder an und schleppte Heidrun wieder zurück ins Verlies. Sie hoffte auf diesen Hicks und seinen Plan, denn sonst würde sie nie aus diesem Höllenloch entkommen. Sie glaubte ganz fest daran.
Hicks hingegen schloss die Zimmertür und legte sich schlafen. Morgen würde er seine Mutter und diese Heidrun befreien. Das Mädchen tat ihm leid. Aber er überlegte sich, ob sie nicht hervorragend zu Gustav passen würde.

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Der König der Drachen
FanfictionDie alternative Geschichte zu Drachenzähmen leichtgemacht 1 und 2. Hicks ist ein junger Wikinger, der sich nichts sehnlicher wünscht, als einer der besten Drachentöter auf Berk zu werden, doch als er eines Nachts einen Nachtschatten abschießt und ih...