Lauras Schmusedrache

439 20 0
                                    

Mit der Nacht schritt die Party immer weiter voran und neigte sich noch lange nicht dem Ende entgegen. Zafira und ihre Freundinnen hatten es sich in einer Ecke gemütlich gemacht, tranken etwas, lauschten der Musik und schauten einigen Jungs hinterher. Entweder um über sie zu schwärmen oder über sie zu lästern. Das konnten die Vier anscheinen sehr gut und so zogen sie über einen nach dem anderen her. Zum Glück war dabei die Musik der Kapelle so laut gewesen, dass sie man nicht gleich auf Anhieb verstehen konnte, doch so mancher Junge hatte zurück gelächelt, als sie über ihn schwärmten. Besonders Zafira und Laura schienen bei den Typen, besonders bei den neuen Schülern, die ebenfalls erst dieses Jahr auf die Akademie kämen, an zu kommen, denn sie wurden fast nie aus den Augen gelassen.
„Und, was denkt ihr? Erden wir in ein Zimmer kommen?", gab Laura in die Runde. Sie hatte sich schnell mit den anderen angefreundet und auch Zafira verstand sich mit ihr Prächtig. Aus dem einstigen Trio schien nun ein Quartett geworden zu sein. „Nun ich weiß es nicht, doch ich hoffe es mal. Wir können uns, ich glaube das zumindest, noch so einschreiben.", antwortete Gustavs Tochter. Sie konnte eigentlich immer etwas erreichen, denn schließlich war sie die Tochter des Generals. Mit einem schmollenden Blick und ein paar einfühlsamen Worten konnte sie eigentlich ihren Vater immer herum kriegen.
„Dann ist ja gut und nun ein wenig auf die Tanzfläche mit uns. Wir wollen doch noch ein bisschen Spaß heute haben." Sofort war Zafira aufgestanden und begab sich in die Mitte des Raumes. Dorf wo die Musik am lautesten und die Stimmung am ausgelassensten war. Darauf folgten ihr die anderen und sie bewegten sich ein bisschen im Takt der Musik. Ein wenig Alkohol hatten sie auch schon intus gehabt, doch so viel, dass sie alles um sich herum vergessen würden, dann nun auch wieder nicht. Hicks Tochter kannte nur zu gut die Folgen von diesem Zeug.
So tanzen sie noch eine Weile, während in der Zeit Sturmflügel sich im Drachenabteil ein wenig umsah. Die Drachen dort hatten sich auf ihre Steinplatten gelegt und machten eigentlich nicht sehr viel, außer dass sie manchmal etwas von dem Schnaps, der aus Drachengras gemacht wurde, tranken. Aber sogleich viel ihm etwas auf. Da waren noch zwei Nachtschatten. In einer Ecke von einigen Pflanzen bedeckt, die vor ihnen standen. Der eine von ihnen war sehr groß und hatte eher eine bräunliche Färbung seiner Schuppen gehabt. Sturmflügel erkannte sofort, um wen es sich handelte. Denn es gab nur einen Nachtschatten, der braune Schuppen hatte. Er pirschte sich langsam und unbemerkt an ihn heran, um ihn aus dem Hinterhalt zu überraschen.
„WAS MACHT DENN IHR HIER?!", kam es, als er urplötzlich durch das Dickicht der Zimmerpflanzen lukte. Dagur sprang erschrocken auf und auch Schattenschwinge war mehr als nur überrascht, dass Sturmflügel sie entdeckt hatte. Der kleinere Nachtschatten hatte eigentlich gedacht, dass sie etwas entfernter bleiben sollten, doch Dagur wollte unbedingt, dass sie direkt ins Haus gehen sollten. Jetzt hatten sie den Salat und innerlich wollte er Dagur wegen dieses blöden Vorschlages in der Luft zerfetzen. Doch da überlegte er sich noch einmal, beruhigte sich und sprach dann: „Sturmflügel. Hallo erst mal. Nun ja, also Dagur hatte sich gedacht, dass wir einfach mal mit auf die Party kommen sollten. Er wollte ein wenig Spaß und ich wollte auch mal von meinen üblichen Dingen ablassen." Die Ausrede war nicht gerade die beste gewesen, denn Sturmflügel legte seinen Kopf schief und starrte beide etwas verwirrt an. Er wusste, dass man Schattenschwingen nicht so einfach von seinen sonstigen Tätigkeit, welche die immer auch waren, heraus nehmen konnte. Da brauchte es schon Zehn Bewilderbeasts um ihn aus seiner Höhle zu zerren. Der kleine war eben zäh und es verwunderte Ohnezahns Sohn um so mehr, dass er angeblich freiwillig hier war, wo er doch eher scheu über Massenansammlungen war.
'Mist Schattenschwinge. Das hast du ganz toll hin bekommen. Die beste Ausrede, die du jemals fabriziert hast' Am liebsten hätte er seinen Kopf gegen die Wand gestoßen, als er das dachte, doch es hieß die Beherrschung zu waren, denn schließlich sollten sie ja auf Sturmflügel und Zafira aufpassen. Da durfte überhaupt nichts schief gehen. So atmete er dreimal tief durch und legte sich wieder auf die Steinplatte.
Dagur hingegen starrte Sturmflügel noch eine Weile an, denn der konnte nicht so recht glauben, dass erwachsener Drache hier auf eine Party für halbstarke Menschen und Drachen ging. So hakte er nach: „Dagur, was macht eigentlich ein Nachtschatten wie du auf dieser Party. Der Altersdurchschnitt liegt nicht mal bei zwanzig hier und du bist 45." - „Na und. Nachtschatten können über neunhundert Jahre alt werden so gesehen bin ich noch in meiner Jugendzeit, also lass mich." Und mit dem Argument hatte Dagur nicht mal ganz unrecht. Er war noch sehr jung für einen Nachtschatten. 45 Jahre waren nichts. Das Argument haute selbst Schattenschwinge vom Hocker, denn er hätte nie gedacht, dass sein bester Freund so etwas von sich geben würde.
Sturmflügel atmete kurz durch und verschwand schließlich ohne ein weiteres Wort. Doch er dachte sich schon etwas dabei. Warum waren die beiden auf einer Party, auf der sie eigentlich nicht so rein passten. Dagur war zu alt und Schattenschwinge war das eigentlich hier wie Gift. Da stimmte doch etwas nicht. Und als er so nach dachte, kam ihn ein Gedanke in den Sinn. Seitdem sich Zafira das letzte mal auf einer Party herum getrieben hatte, war die Sache ein wenig eskaliert. Das fand Hicks damals überhaupt nicht gut und erteilte seiner Tochter zwei Wochen Hausarrest. Darauf hatte er sich immer öfter mit diesem Schattenschwinge getroffen. Der Nachtschatten, der wie aus dem nichts auftauchte und sich einen Platz in Hicks Drachenheer gemacht hatte. Etwas merkwürdig kam ihm das schon vor und so grübelte er nach. Es könnte doch sein, dass Hicks ein wenig zu viel Überwachung in seine Tochter steckt. Oder nicht? Wäre Hicks zu so etwas in der Lage? Aber seitdem Zafira das letzte Mal auf einer Party war , konnte sich das der junge Nachtschatten gut vorstellen, denn immerhin hatte Hicks nicht gerade eine pflegeleichte Tochter gehabt. Und wenn sich Sturmflügel so an seine Kindheit zurück erinnerte, war er auch nicht immer der Musterknabe gewesen, so oft hatte er Hicks Höhle in Schutt und Asche gelegt. Aber das machte jetzt eigentlich nichts weiter. Und so grübelte er weiter. Es war durchaus möglich und na ja. Vielleicht könnte er Hicks ein wenig unter die Arme greifen und gleichzeitig seinen Spionen eins auswischen. Oh ja. Sturmflügel hatte einen Plan.

Zafira und die anderen hatten sich wieder gesetzte, als sie endlich mit dem Tanzen fertig waren. Oder besser gesagt, sie waren ein wenig erschöpft. Es war sicher schon Mitternacht durch gewesen und die Nacht hatte ihren Zenit erreicht. Zur Erfrischung tranken sie etwas noch und machten es sich wieder in der Sitzecke gemütlich, als Sturmflügel anmarschiert kam. Sofort blickte Zafira auf und schaute ihn etwas verwundert an. Was wollte er?
„Sturmflügel, was machst du denn hier? Ist es dir etwa bei den anderen Drachen zu langweilig?" - „Ach nö. Ich wollte nur fragen, ob Laure jetzt schon einen Drachen für die Akademie hat?" jetzt war Zafira noch verwirrte als vorher. Was wollte Sturmflügel da von ihr wissen. Wollte er etwa nicht mehr mit Zafira das Studium durchstehen? Wollte er lieber es mit Laura machen? „Also Sturmflügel, was soll denn das? Und nein, sie hat leider noch keinen Drachen." - „Dann ist gut, denn ich glaube ich habe da zwei Freiwillige gefunden. Genauer gesagt zwei Nachtschatten, die sich förmlich darum streiten."
Laura hörte auf. Sie verstand rein gar nichts, was der Nachtschatten da zu ihrer besten Freundin sagte. So begab sie sich zu ihnen und fragte nach: „Was beredet ihr da?" Sie war ziemlich neugierig und wollte so viel wie nur irgend möglich wissen. „Nun ja Laura. Offenbar haben sich zwei Nachtschatten erklärt, sich als Trainingsdrachen für dich zu stellen. Jetzt musst du nur noch einen aussuchen." Sofort breitet sich ein Lächeln auf Lauras Gesicht aus. Hatte sie da gerade richtig gehört? Sollte sie einen Nachtschatten bekommen? Das wäre ja das größte. Neugierig entgegnete sie gleich wieder: „Ja super, kann ich sie gleich sehen?" - „Ja natürlich. Sie sind hier auf der Party.", erklärte Zafira ihr folgend. „Du kannst gleich zu ihnen gehen und dich entscheiden.", ergänzte sie nur noch hinzu.
Sofort sprang sie von ihrem Stuhl auf und ging in die von dem Nachtschatten geführte Richtung. Zafira und ihre Freundinnen folgten, um sich an zu sehen, wie wohl ihr Drache aussehen würde. Laura war hingegen ganz gespannt darauf. Sie würde einen Nachtschatten reiten. Den Drachen, den sie auch am coolsten fand. Sie hätte sich damit nie wohl abgefunden, wenn von der Akademie ihr einer gestellt worden wäre. Nichts gegen diese Drache, aber einen Gronckel wollte sie nicht reiten. Nie in ihrem Leben. Da kam diese Gelegenheit wie gerufen für die angehende Schülerin.
Sie gingen weiter durch den Saal und waren schnell wieder an der Ecke, wo sich Schattenschwinge und Dagur befanden. Sie lagen noch immer hinter der Ecke an den Pflanzen und hatten sich gar nicht vom Fleck gerührt. Sie dachten sicher, dass sie Sturmflügel damit hätten abwimmeln können, doch der machte ihnen besonders einen Strich durch die Rechnung.
„hallo ihr beiden. Da bin ich wieder und habe noch etwas Gesellschaft mit gebracht." - „Was ist denn nun schon wieder. Wir wollen hier entspannen und WAS?!" Erst jetzt, als Schattenschwinge aufblickte, sah er , dass Sturmflügel noch ein wenig Gesellschaft mit gebrach hatte. Und damit meinte Ohnezahns Sohn Zafira und ihre gesamte Clique. Das konnte ja nur ins Auge gehen und da besonders Zafira anwesend war. Sturmflügel hatte entweder etwas bemerkt, oder er wollte ihnen nur einen Schrecken einjagen, was ihm auch gelang, doch es sollte noch dicker kommen. Denn Hicks Tochter fing sofort auf die beiden verdutzt und erschrocken drein blickenden Nachtschatten freundlich und unerwartet ein zu reden.
„Also das finde ich ja wirklich nett von euch, dass ihr euch bereit erklärt, Laura als Reiterin für die Studienzeit zu nehmen. Wirklich freundlich" Jetzt schauten beide verwundert sich an. Was hatte da Zafira bitteschön gesagt? Was sollten sie gemacht haben? Da konnte doch nur einer dahinter stecken: Sturmflügel. Sofort wurde er von den beiden Freunden böse an gefunkelt, doch der ignorierte es gekonnt und grinste nur fies vor sich hin. Zafira merkte es nicht einmal, denn sie freut eich darüber, dass jemand sich beriet erklärte, Laura auf ihrem Studiengang zu begleiten. Und dann noch ein Nachtschatten. Besser konnte es ja gar nicht kommen.
„A...aber wir hatten doch gar nicht....wir...wir hatten nie..." Dagur versuchte ein vernünftiges Wort heraus zu bekommen, doch ihm gelang es nicht. Er war so überrumpelt von der ganzen Aktion, die gerade ablief, dass er einfach nicht fassen konnte, was da gerade geschah. „Ist schon gut Dagur, du brauchst dich nicht vor zu drängeln.", antwortete Zafira, die das völlig falsch deutete. Anschließend wandte sie sich wieder zu Laura und sprach zu ihr: „Ich glaube du solltest Schattenschwinge nehmen. Denn Dagur hier ist genau wie ich ein Hybride und so weit ich weiß, ist das Schattenschwinge nicht. Er war ein Nachtschatten, der von dem einen auf den anderen Tag da war. Doch ich warne dich. Er hat einen etwas komplizierten Charakter." - „Gut dann nehme ich Schattenschwinge.", antwortete Laura drauf, denn sie wollte nicht unbedingt einen Hybriden so wie ihre beste Freundin haben. Da war doch ein voller Nachtschatten besser.
Schattenschwinge selbst wusste gar nicht mehr, was er sagen sollte. Der Schock saß tief, als er das hörte. Er war doch auch ein Hybride. Doch wussten das nur Hicks und noch einige andere. Jetzt hatte er den Salat und als er dann noch von Zafira angesprochen wurde, da sie die Antwort darauf wollte, sagte er nur stotternd: „Nun ... na ja, ...Vielleicht." Darauf lächelte nur Hicks Tochter und gab zu Laura zurück: „Ich glaube er hat eingewilligt." Jetzt freuten sich alle besonders Laura. Aber auch die anderen Mädchen und vor allem Sturmflügel. Doch das ähnelte eher einer Schadenfreude und Dagur machte gleich mit. Er konnte sich aus dem Schlamassel heraus heraus zwängen, da man ja wusste, dass er ein Hybride war. Doch von Schattenschwinge, alias Paul Jansen, wusste keiner etwas davon. Eben halt das Geheimnis und wie er am Gesichtsausdruck seines Freundes erkennen konnte, hätte er jetzt lieber seine Identität als Hybride preis gegeben. Er kochte förmlich vor Wut, doch er musste sich beherrschen. Lieber spielte er den Schmusedrachen für Laura, als jetzt auf zu fliegen.
Die war überglücklich, als ihr Zafira erzählte, dass er eingewilligt hatte. Sofort näherte sie sich ihm und sprach. „Ich denke, dass wir ein gutes Team werden." Darauf gurrte der angesprochene Nachtschatten etwas und schnaufte folgend. Er musste sich wohl damit abfinden. Aber na ja so schlimm könnte es nun auch nicht werden. Der harte Drill, den er unter Hicks erleben musste, würde nicht im Vergleich dazu sein, was ihm auf der Drachenakademie erwarten würde.

Als alle wieder gegangen waren und nur noch Schattenschwinge und Dagur sich wider auf der Steinplatte befanden, da musste der größere einfach los kichern und Scherze reißen. „Lauras Schmusedrache. Schmusedrache..." - „Hör sofort auf, oder ich skalpiere dich!"m kam es etwas mürrisch von der Seite. „Das machst du eh nicht.", kam es aber von Dagur zurück.
Den Rest des Abends verbrachten Zafira und ihre Freunde in Feierlaune, während Schattenschwinge vor sich hin schmollte. Das würde eine Zeit werden.

Der König der DrachenWhere stories live. Discover now