"Ich will gar nicht wissen woher du diese Zigaretten hast", wütend nahm mir Erika die Kippe weg und zertrat sie auf dem Boden. "Aber habe ich dir nicht ausdrücklich die Regeln erklärt?"
"Ich bin süchtig danach und kann nicht von einem Tag auf den Anderen damit aufhören", protestierte ich. Mittlerweile waren wir zum Mittelpunkt geworden und alle schauten neugierig zu uns hinüber.
Das Mädchen welches mir die Kippen gegeben hatte schaute ängstlich zu mir hinüber. Wahrscheinlich hatte sie Angst dass ich sie verpetzen würde aber so war ich nicht.
"Ja glaubst du wir nehmen hier Rücksicht von was ihr alles süchtig seid?", brüllte sich mich an und zog mich hinter sich her.
"Bevor du die Regeln nicht anwendest und lernst brauchst du nicht an unserem Alltag teilzunehmen", sie befahl mir auf mein Zimmer zu gehen und schloss danach die Türe hinter mir zu.
Sobald man Regeln missachtete wurde man über unbestimmte Zeit in seinem Zimmer eingesperrt. Aber das war mir relativ egal, ich fühlte mich hier allgemein wie eingesperrt.
Ein Mädchen welches schon seit zwei Jahren hier ist hatte gemeint dass man sich irgendwann daran gewöhnen wird.
Aber werde ich mich überhaupt jemals an mein neues Leben gewöhnen? Werde ich mich jemals daran gewöhnen dass Mary, T, RD, Lunes, Flo und Marie tot sind?
Wütend stellte ich mich vor den Spiegel und schaute mein Spiegelbild an. Die Wunden sind einigermaßen gut verheilt und auch meinem verstauchten Fuß ging es besser aber mein Herz war noch immer zerissen, gebrochen und das würde auch für immer so bleiben.
Wütend auf alles und jeden schlug ich meinen Kopf mehrmals gegen die Wand? Konnte ich mich dadurch vielleicht selbst umbringen?
Nein, natürlich funktionierte das nicht weshalb ich es ließ und mich auf mein Bett fallen ließ.
Zum Abendessen kam Schwester Erika und schaute mir aufmerksam zu bis ich alles gegessen hatte.
Danach verließ sie mein Zimmer und ich war wieder alleine und eingeschlossen.
Irgendwann musste ich wohl eingeschlafen sein, denn ein Rascheln an meiner Zimmertüre ließ mich erwachen und als ich aus dem zugegitterten Fenster schaute war der volle Mond bereits am Nachthimmel. Vollmond.
Die Geräusche an meiner Türe wurden immer lauter bis die Türe schließlich aufgeschlossen wurde und eine dunkle Gestalt das Zimmer vetrat.
Ängstlich wickelte ich mich in meine Decke ein, es war nicht Schwester Erika. Von der Statur her musste es ein Mann sein, der mir nicht bekannt vorkam.
"Shht", er presste seine Hand auf meinen Mund und ich wollte gerade schreien als er weitersprach: "Ich hol dich hier raus"
Verwirrt kniff ich mir in den Arm und stellte fest dass ich nicht träumte. Dann waren es wohl Hallunzinationen, welche ich sehr oft in letzter Zeit hatte.
Auch wenn es für den Mann komisch aussehen musste hob ich meine Hand und fuhr mit meinen Fingern über sein Gesicht. Tatsächlich er war echt und wollte mich anscheinend hier herausholen.
"Schau mich nicht so irre an", befahl er mir und ich zuckte zurück.
"Tschuldigung", ängstlich senkte ich meinen Blick und versuchte ihn nicht weiter mit Blicken zu durchbohren.
"Also auf was wartest du?", fragte er und schaute mich abwartend an.
Sollte ich wirklich mit ihm mitgehen. Ich meine, ich kenne diesen Mann nicht und soweit ich wusste arbeitete er hier auch nicht. Aber was hatte ich zu verlieren? Ich hatte nicht vor ein Teil von meinem Leben hier in dieser Irrenanstalt zu verbringen.
Alles was ich jetzt schon erlebt hatte, da konnte es doch nicht mehr schlimmer werden oder?
Ich nickte zögerlich und stand dann mit zitternden Beinen auf.
Er zog sich eine Sturmmaske übers Gesicht und holte die Karte aus seiner Jackentasche, die normalerweise nur Mitarbeiter beziehungsweise Betreuer hatten, um in die verschiedenen Zimmer und Abteilungen zu gelangen.
"Kein Wort verstanden?", zischte er mir zu und befahl mir ihm zu folgen.
Auch wenn ich ihn nicht kannte, hatte ich das Gefühl dass ich diesem Mann vertrauen konnte, aus welchem Grund auch immer.
Ich traute mich kaum zu atmen, mit der Angst jeden Augenblick würde man uns erwischen und dann wollte ich wirklich nicht wissen was für Vestrafungen ich dann bekam.
Der Mann wurde jedes Mal nervös wenn wir an einer Kamera vorbeiliefen und senkte sofort seinen Blick.
Wir waren am Ausgang angelangt und nur noch diese eine Türe trennte mich von meiner Freiheit.
Freiheit... ich stockte, wie lange würde ich diese Freiheit haben? Was hatte es für einen Sinn dass ich jetzt abhaute? Die Polizei würde mich suchen, schließlich will keiner dass eine irre Mörderin frei herumläuft. Und dann? Dann drohte mir vielleicht wirklich das Gefängnis.
Doch der Unbekannte packte mich nur am Arm und verhinderte somit dass ich stehen blieb.
"Einsteigen", befahl der Mann mir und müde ließ ich mich auf den Beifahrersitz fallen.
'Steig niemals bei fremden Leuten ein', hatte man immer gesagt bekommen aber wie gesagt ich konnte nichts mehr verlieren, bis auf mein Leben, was sowieso keinen Sinn mehr hatte.
Wir fuhren ca. eine halbe Stunde bis der Mann den Wagen anhielt.
"Endstation für mich. Warte hier, dann wirst du von jemandem abgeholt", dies war eine klare Aufforderung auszusteigen worauf ich ihn nur in sein vermummtes Gesicht schaute.
"Raus", wiederholte er und ich öffnete bei seinen groben Worten die Türe und stieg aus.
Der Wagen brauste davon und ich stand alleine ohne irgendetwas mit meinen Psychatrieklamotten auf dem Bürgersteig. Einzig und alleine eine Straßenlaterne leuchtete über mir.
Fröstelnd trat ich von einem Bein auf das Andere. Für Anfang Juni war es noch ganz schön kühl.
Ich wartete schon ein ganzes Weilchen als ich plötzlich zu meiner linken Bewegungen warnehmen konnte.
Erst eine Person, dann zwei, dann drei, vier dann noch eine fünfte Person die auf mich zukamen.
Je näher sie auf das Straßenlaternenlicht zugingen, desto mehr konnte ich von ihnen erkennnen.
Vier Männer, eine Frau. Tattoos, Dreads, eisblaue Augen. Der eine trug seinen Pulli so, das man ein ganz bestimmtes Tattoo sah, welches ich auch trug: Das Hydratattoo.
Nein, das konnte nicht sein, sie waren tot, ich habe genau die Schüsse und Schreie gehört.
Aber dennoch standen sie jetzt vor mir und sahen so echt aus, dass ich einen Traum oder eine Halluzination ausschließen konnte.
"Das kann nicht sein", schluchzte ich, meine Beine wurden wacklig und bevor ich auf der Straße umkippte, nahm er mich in den Arm und drückte mich beschützend an seine Brust. Ardy.
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Nein, die Geschichte ist noch NICHT zuende:)

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EXIT (Dat Adam)
Fanfiction"Wie hat alles angefangen?", ein großer Mann im weißen Anzug saß mir gegenüber und schaute mich auffordernd an. Ist er Arzt? Ich weiß es nicht, ich weiß nicht mal wie ich hier hergekommen bin. "Es hat alles mit drei Wörter angefangen", begann ich...