"Du hast nicht mal einen Gramm zugenommen", Schwester Erika, die für mich zuständig war, schmiss mich förmlich von der Waage herunter und trug meine Werte in meine Mappe ein.
"Du weißt was das heißt", sie schaute mich streng an während ich mich wieder anzog.
Ja, ich wusste was das hieß. Ich war seit ich vor 4 Tagen hier eingeliefert wurde, teilweise sehr schockiert von den Regeln. Wenn man was gut machte bekam man auch eine Belohnung dafür.
Mir wurde gesagt ich seie neben meinen Depressionen auch untergewichtig, weshalb der erste Schritt Richtung Genesung für mich hieß, zuzunehmen. Sobald ich zunahm bekam ich eine Zigarette, durfte Besuch empfangen oder durfte jemanden anrufen.
Da ich aber noch nicht zugenommen habe, bekam ich auch nichts und musste weiter diese Qualen hier aushalten.
"Arme her", forderte Erika auf und ich streckte ihr kraftlos meine Arme entgegen.
Sie schaute meine Arme nach irgendwelchen selbstzugefügten Wunden ab, fand jedoch wie die Tage davor nur Narben und meine Tattoos.
Tatsächlich hatte ich versucht mich wieder zu ritzen, mit meinen Fingernägeln, die jedoch so kurz gehalten wurden das mir das überhaupt nicht möglich war.
Ich hatte mir die letzten Monate angewöhnt bei jedem kleinen Problem mir selbst weh zu tun, was hier jedoch überhaupt nicht möglich war.
"Was haben die Tattoos für eine Bedeutung?", fragte Erika und schnitt mit wie jeden Tag meine Fingernägel so kurz wie es nur möglich war.
Ich antwortete nicht, und wandte meinen Blick von ihr ab.
"Antwortest du bitte wenn ich dich etwas frage?", fuhr sie mich an und packte mich an der Schulter.
"Erinnerungen an meine Freunde", Tränen stiegen mir in die Augen. Gott, wie sehr ich sie doch alle vermisste. Und doch kam es mir so vor als wären sie schon länger als eine Woche tot.
Abwertend schaute Erika vorallem mein Hydratattoo an.
"Wie lange muss ich hier bleiben", nach 4 Tagen traute ich mich endlich diese Frage zu stellen.
"Das kommt ganz drauf an wie du dich besserst. Aber vor 4 Jahren brauchst du nicht rechnen. So wies jetzt aussieht wohl eher noch länger", ich schluckte. Niemals konnte ich 4 Jahre hier herumhängen.
"Aber..."
"Nichts aber... mach dass du in den Essenssaal kommst", sie schubbste mich vor die Türe und mit schlurfenden Schritten begab ich mich Richtung Essenssaal.
Ich holte mir meine zugeschriebene Essensportion und setzte mich dann neben 5 Mädchen. Ich hatte mich bis jetzt noch nicht bemüht Kontakte zu knüpfen und das wird in naher Zukunft wohl auch nicht der Fall sein.
"...ich hab meine Aufgabe nicht geschafft, jetzt darf ich meinen Freund nicht anrufen", sagte das Mädchen, was wohl auch erst seit einiger Zeit hier war und schaute betrübt auf ihren Teller.
Ich saß hier mit allen Selbstmordgefährdeten in einem Essenssaal, was irgendwie eigenartig war wie wir in eine Schublade gesteckt wurden.
"Ich... ich kann dir ein Handy besorgen", meldete ich mich plötzlich und die Mädchen schaute mich ängstlich an.
"Wie willst du das anstellen?", fragte das Mädchen und fuhr sich durch die Haare worauf sie einen Blick auf ihre frisch geschnittenen Wunden an ihren Arme freigab.
"Lass das mal mein Problem sein... allerdings will ich dafür zwei Kippen von dir". Zufällig hatte ich sie vor einem Tag gesehen, wie sie heimlich an einer Zigarette gezogen hatte. Womöglich hatte sie diese bei irgendjemand abgezogen.
Das Mädchen überlegte kurz und stimmte dann jedoch zu.
Danach schwiegen wir und ich versuchte das Essen hinunterzudrücken. Was ein Fraß, das konnte doch keiner essen.
Schnell stand ich auf und huschte aus dem Essensraum obwohl eigentlich noch keine Erlaubnis gestattet wurde den Raum zu verlassen.
Jetzt hatte ich leichtes Spiel, ich musste nur in ein Büro gelangen, welches hoffentlich offen stand.
Ich versteckte mich schnell hinter einer Tür, als ein Betreuer gerade das Büro verließ. Kurz checkte ich ab ob sich sonst noch jemand im Büro aufhielt.
Jedoch war da niemand weshalb ich ohne zu zögern die Klinke herunterdrücke. Offen.
Bevor irgendjemand etwas bemerkte, schnappte ich mir ein Handy vom Regal und ging zurück zum Essensraum.
Man, war das einfach. Ich grinste siegessicher.
"Ich leg dir das Handy in deinen Spind, mach das gleiche mit den Kippen", zischte ich dem Mädchen zu welches unbedingt ihren Freund anrufen wollte.
"Brauchst du es nicht?", erstaunt schaute mich das Mädchen an.
"Nein, ich habe niemanden mehr" sagte ich traurig und ging der Schlange nach die sich auf Kommando alle zu ihren Spinden begaben um sich ihre Jacken zu holen.
Ich sah den Spind des Mädchens welcher offen stand und locker ließ ich das Handy in die Seitentasche ihrer Jacke gleiten.
Danach ging ich sofort zu meinem Spind und kontrollierte ob die Kippen auch drin waren. Tatsächlich hatte das Mädchen ihr Versprechen gehalten und ich fühlte zwei Kippen in meiner Jackentasche.
Sie musste ihren Freund wohl sehr lieben. Ich hätte das gleiche getan nur um einmal mit Ardy telefonieren zu können. Nur war Ardy tot und ich konnte ihn nie mehr erreichen.
Unter Aufsicht wurden wir raus auf unseren Hof gelassen, wo wir uns 20 Minuten aufhalten durften. Danach hatte ich Gemeinschaftsspiele mit meiner Gruppe worauf ich mich freute, das machte mir am Meisten Spaß.
Ich stellte mich etwas abseits zu den Rauchern und tat so als hätte ich mir die Kippe durch eine gelunge Aufgabe bekommen. Ein Mädchen war so nett und gab mir Feuer.
Es tat gut, endlich mal wieder zu rauchen. Es entspannte mich auf eine gewisse Art, zwar hatte es nicht die gleiche Wirkung wie das Kiffen aber es war besser wie nichts.
Ich zündete mir gerade die zweite Kippe an, ich weiß in Zeiten wie diesen sollte man solche wertvollen Dinge gut aufteilen aber wer weiß nachher würde man eine Durchsuchung bei mir durchführen und dann fand man die Kippe in meiner Jackentasche.
Aufjedenfall nahm ich gerade den ersten Zug der zweiten Kippe als plötzlich jemand von der linken Seite mit hochrotem Kopf auf mich zu gestürmt kam.
"Verzogenes Gör", schrie Schwester Erika und packte mich am Kragen.
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Danke für über 50k reads♡
Nochne kleine Anmerkung:
Ich weiß dass es normalerweise nicht so zugeht in einer Psychatrie aber weils meine Geschichte ist darf ich machen was ich will:D

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EXIT (Dat Adam)
Fanfiction"Wie hat alles angefangen?", ein großer Mann im weißen Anzug saß mir gegenüber und schaute mich auffordernd an. Ist er Arzt? Ich weiß es nicht, ich weiß nicht mal wie ich hier hergekommen bin. "Es hat alles mit drei Wörter angefangen", begann ich...