Das Spiel 3

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„Alles in Ordnung, Pebbles?" hörte ich Viv fragen.

Die Abendsonne schien durch die Bäume und ich lag immer noch im Liegestuhl. 

„Ist dein Dad noch nicht zurück?" murmelte ich irritiert.

„Nope, er hat vorhin angerufen, das der Imbiss zu voll ist und nun kauft er was zum Grillen ein. Was hast du geträumt, du hast dauernd gewimmert und gestöhnt?" fragte sie und guckte mich neugierig an.

Ich seufzte. Ich hatte alles nur geträumt! Doch nun war ich total verwirrt.

„Ich...ich muss dir was sagen, Viv. Vorhin, als Tom mich untersucht hat...da hat er...mich so angefaßt, wie er es als Arzt nicht hätte tun dürfen. Er hat...mich stimuliert." hauchte ich.

Viv fuhr hoch.

„Pebs! Sowas würde Dad nie tun, das weißt du!"

„Er hat es aber. Er hat sich entschuldigt. Viv, tut mir leid, aber...das hat mich völlig aus der Bahn geworfen, ich...werde nach Hause fahren. Keine Sorge, ich mache ihm keine Schwierigkeiten." schloß ich und sprang auf.

Tom's Jeep bog in die Einfahrt und ich stöhnte auf. Er stieg aus und grinste mich an. Dann verschwand sein Lächeln. Er holte die Tüten aus dem Auto und schleppte sie in die Küche. Ich folgte ihm, um meinen Rucksack aus Viv's Zimmer zu holen. Als ich wieder runter kam, hielt er mich am Arm fest, bevor ich durch die Terrassentür konnte.

„Warte, was ist los?" raunte er.

Ich biss mir auf die Unterlippe.

„Ich muss heim. Papa hat angerufen, sie brauchen mich." log ich.

„Es ist kurz vor acht, das Café hat längst zu." erwiderte Tom ungläubig.

„Wir haben Ware bekommen. Tut mir leid, du hast jetzt extra eingekauft und so..."

„Darum geht es mir nicht. Hat es mit vorhin zu tun? Glaub mir, es tut mir unendlich leid, ich wollte dich nicht verwirren. Oder bedrängen. Ich weiß, du bist die Freundin meiner Tochter und vor allen Dingen minderjährig. Ich schäme mich furchtbar, weißt du, ich war nur so...vergiss es."

„Was?" piepste ich.

Er schüttelte den Kopf.

„Dann fahr. Ist vielleicht besser für uns beide, hm?"

Ich nickte und verabschiedete mich von Viv. Am Sonntag war ich komplett im Café meiner Eltern in Grömitz eingespannt und Montag ging es mir etwas besser, ich hatte mich von dem irren Traum erholt und war fast wieder die Alte. Natürlich war ich nun noch wahnsinniger in den Dad meiner besten Freundin verliebt und dachte an Tom's Finger, wenn ich mich streichelte. Aber ich hielt Abstand, und das half. Die letzte Schulwoche verging, wie im Fluge und ich fuhr am Freitag nach Grömitz, dort würde ich, wie immer, die Sommerferien verbringen. Viv fuhr mit ihren Eltern nach Dänemark, sie war komplett genervt, weil es die Hölle werden würde, meinte sie. Danach wollten sie Tom's Familie in England besuchen. Viv schrieb mir jede Woche eine Karte und einmal sogar einen Brief, in dem sie berichtete, das Tom und Sylvia nicht mehr miteinander reden würden und sich nur noch angifteten. Doch Tom hätte ihr versprochen, das er bei ihr bleiben würde. In England schien es ihr besser zu gehen, Sylvia war wohl nicht mitgefahren und Viv hatte Spaß mit Tom's Familie. Sie schickte Fotos und schrieb, das sie mich vermisste. Und das sie nicht böse wegen „der merkwürdigen Sache" sei. Ich vermisste es auch, mit ihr zu quatschen. Natürlich musste ich nicht nur im Café arbeiten, sondern hatte auch einige Freizeit, in der ich schwimmen oder in die Stranddisco gehen konnte. Doch Zweiterem konnte ich nichts abgewinnen und verkroch mich abends lieber in mein Zelt und las. Bis auf ein großes Promenadenfest mit Feuerwerk passierte in dem kleinen Urlaubsort nicht viel. In der letzten Ferienwoche war Viv wieder zuhause und kam mich in Grömitz besuchen. Sie eröffnete mir schonungslos, das sie unsere Hauptwette gewonnen hätte. In England hätte sie einen Jungen kennengelernt, an den sie ihre Unschuld verloren hätte. Nun, für eine Entjungferung  gab es den Superpreis. Diejenige von uns beiden, die sie gewann, bekam vom anderen eine Reise in eine europäische Metropole nach Wahl spendiert. Nun hatte ich das Problem mit der Einlösung! Mein Erspartes reichte noch nicht, trotz des üppigen Trinkgeldes, das ich immer vor meiner Stiefmutter Tina verstecken musste. Doch Viv winkte ab.

I dreamed of a tall manWhere stories live. Discover now