Heimatfilm Teil 10- back for good

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Nun, zuhause war es kaum auszuhalten. Am nächsten Tag schon meinten die Mädchen, sie würden sich lieber von Loki jeden Abend einsperren lassen, als weiter das Geturtele ihres Vaters und seiner neuen Flamme ertragen zu müssen. Also redete ich mit meinem Mann und er ließ sich nach langem hin- und her darauf ein, erst einmal zu Claudia zu ziehen, bis wir geregelt hatten, wer das Haus bekommen sollte. Wir machten einen Termin bei einem Anwalt und am Abend betrank ich mich furchtbar. Ja, ich vermisste Tom auch. Die meiste Zeit war er immer derjenige gewesen, der mir Kraft gegeben hatte, nur anscheinend hatte er dabei mit seiner eigenen Energie mies gehaushaltet. Ich wünschte, ich hätte es früher erkannt. Oder ihn genötigt, langsamer zu fahren. Am nächsten Morgen sah ich, das mir Diana geschrieben hatte. Sie bat mich, Tom zu entsperren, weil er mit mir reden wolle. Ich seufzte. Nun, sie hatte ja Recht, das war ich ihm schuldig. Also entsperrte ich ihn und schrieb ihm, das er mich anrufen solle, wenn er etwas zu sagen hätte. Ja, das war ziemlich angreifend, aber ich war immer noch irgendwie sauer. Zehn Minuten später klingelte das Telefon. Uh. Mein Herz raste, als ich ran ging. Zum Glück waren die Mädchen in ihren Zimmern und ich alleine in der Küche, ich machte mir gerade einen Kaffee, was ich unterbrechen musste, weil ich furchtbar zitterte.

„Hey, ich bin es. Können wir reden?" fragte Tom leise.

„Ich bin ganz Ohr." versuchte ich, möglichst cool zu sagen.

„Nicht am Telefon. Ich stehe gerade vor dem Buddenbrookhaus, ich dachte, hier ist neutrales Gebiet und ich finde, du solltest mir die Gelegenheit geben, mich zu erklären."

„Du bist in Lübeck?" hauchte ich erschrocken.

„Yep. Es ist wunderschön hier. Bitte...komm her. Lass uns miteinander reden. Ich wäre ja vorbei gekommen, aber...ich will deinen Mädchen keine Angst machen. Mum hat mir erzählt, was passiert ist und...bitte."

„Okay. Ich kläre das mit den beiden. Könnte aber etwas dauern, bis ich in der Stadt bin."

„Ich warte. Gibt ne Menge anzuschauen. Und...Danke." hauchte er.

„Bis später. Ich schreibe dir, wenn ich los fahre." murmelte ich.

Die Mädchen waren etwas erschrocken, doch wir waren uns einig, das es okay wäre und mir in der Stadt ja wohl nichts passieren würde. Also radelte ich los. Sodass ich völlig außer Puste war, als ich beim Treffpunkt ankam. Mein Herz machte einen Hüpfer, als ich den großen Kerl erblickte, der in der Menge untertauchte. Hier war Tom ein Tourist, wie alle anderen. Er lächelte mich an und kam auf mich zu, als ich das Fahrrad abschloß.

„Sehr sportlich!" lobte er.

„Sportlich? Ich brauche jetzt ein Sauerstoffzelt!" japste ich spielerisch und Tom lachte erleichtert.

Er hatte seine Hände in den Taschen und war vollkommen nervös. So kannte ich ihn gar nicht! Er schaute mich an, als wüßte er nicht, was er nun tun sollte, also übernahm ich die Führung.

„Wollen wir uns in ein Café setzen?" fragte ich.

Er nickte. Ich seufzte. Ja, es war komisch, ihn nicht zu umarmen, wir hatten uns ja selbst nach der Horror- Nacht noch umarmt. Ich überlegte, wo wir hin gehen könnten und schlug etwas vor, er folgte mir brav. Die Stadt war voller Café's und so wären wir nie alleine. Nachdem wir uns draußen einen Tisch gesucht hatten- es war ein heißer Spätsommertag- guckten wir in die Karte und ich hatte den Wunsch, mich dahinter so lange zu verstecken, bis Tom wieder fort wäre. Die hübsche Kellnerin wollte genau das Gegenteil, seine Aufmerksamkeit. Sie strahlte ihn an und übersetzte ihm die ganze Karte. Da ich mich ja versteckt hatte, konnte ich ungesehen mit den Augen rollen. Endlich war sie fertig und ich bestellte eine Melange und Sachertorte. Tolles Frühstück! Doch Tom war auch nicht besser. Er orderte eine fette Marzipantorte mit zehn Tonnen Sahne. Wenn er schon hier wäre, grinste er mich an, müsste er das nutzen. Ich nickte lächelnd und einen Moment schauten wir uns an. Seine Hand lag auf dem Tisch, nur wenige Zentimeter von meiner entfernt. Sein Blick fiel darauf und er wurde traurig.

I dreamed of a tall manWo Geschichten leben. Entdecke jetzt