Melody Rosenberg's Vermächtnis pt 13

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Tom und ich haben uns in die Bibliothek zurück gezogen. Dieses Mal habe ich mich auf die Couch platziert und Tom sitzt weit weg von mir in dem alten Sessel seines Großvaters. Wir halten extra Abstand, was mich total traurig macht, aber nur so kommen wir einigermaßen von der permanenten Lust runter. Eigentlich wäre Tom jetzt mal daran, vorzulesen, doch er meint, meine Stimme passe besser zu Melody. Ich schaue mich alarmiert zu den Regalen um, die nun direkt hinter mir sind.

„Schatz, ich habe sie überprüft. Die sitzen alle bombenfest." lächelt Tom.

Ich seufze.

„Dann hoffe ich mal, dass sich nicht noch mehr Traumgeschehen bewahrheiten wird!"

Tom schüttelt den Kopf.

„Ist es nicht schon schlimm genug, was wir gerade durch machen? Ich sitze hier mit einem Eispack in der Unterhose, mein Penis brennt, wie Feuer und wird trotzdem sofort hart, wenn ich dich anschaue. Auch, wenn deine Jogginghose und das alte, zerbeulte Shirt von mir alles andere als sexy sind."

„Soll ich mich vielleicht hinter der Couch verstecken?" blinzele ich.

Tom lacht leise.

„Das nützt nichts, er wittert dich auf hundert Meilen gegen den Wind."

Ich schaue Tom nachdenklich an.

„Ich frage mich gerade, ob...es dir auch mit anderen Frauen so gehen würde."

„Dito. Ich meine, wenn jetzt ein anderer Kerl hier wäre."

Ich stelle es mir kurz vor, suche in meinem Kopf nach einem Bild von einem attraktiven Mann, den ich nicht von der Bettkante schubsen würde, dann schüttele ich den Kopf.

„Ich glaube eher nicht. Ich bin irgendwie komplett auf dich fixiert."

„Und ich auf dich. Ich liebe dich, Anne. Vergiss das bitte nicht, bei dem ganzen Streß, den wir gerade haben."

„Ich liebe dich auch." hauche ich und wische mir eine Träne weg.

Ich möchte mich an ihn kuscheln! Statt dessen klappe ich das Heft auf und lese weiter. Melody war nicht entdeckt worden und hatte sich noch ein paar Male nachts in die Bibliothek geschlichen, um die Männer zu beobachten. Sodass sie schließlich so heiß geworden war, dass sie ihrem heimlichen Verehrer John nachgegeben und tatsächlich ein Verhältnis mit ihm begonnen hatte. Auch den Sex mit John beschreibt Melody sehr detailliert und ich komprimiere und entschärfe das Ganze ein wenig. Tom kichert.

„Ich habe das dumpfe Gefühl, du verschweigst mir da gerade etwas..."

„Wieso?" frage ich unschuldig.

„Naja, bisher war Melody kein Freund von Verallgemeinerungen." blinzelt mein Schatz.

Ich seufze.

„Oh, komm, wenn ich das alles vorlese, missbrauchst du mich gleich wieder!"

„Missbrauchen? Womit? Mein Penis fällt gleich ab!" lacht Tom.

„Und meine Vagina ist total wund, Freundchen. Selbst beim Pinkeln tut es weh, meine Klit fühlt sich an, als hättest du sie mit Schmirgelpapier bearbeitet."

Tom stöhnt.

„Danke, jetzt bin ich wieder raus. Verallgemeinere ruhig weiter."

„Das werde ich." murmele ich und beginne, wieder zu lesen.

Rosenberg Manor, 12. Dezember 1822

Heute Morgen habe ich beim Frühstück die Bombe platzen lassen. Nicht nur habe ich Harold gebeichtet, dass ich ein Verhältnis habe, sondern habe ihm und Benni gesagt, dass sie sich vor mir nicht zurückhalten müssen, was ihre Liebe betrifft. Harold hatte mich traurig angeschaut und sich bei mir entschuldigt, doch ich habe ihm gesagt, das Einzige, was mich wirklich traurig machen würde, wäre, dass er kein Vertrauen zu mir hätte und mir es nicht eher gebeichtet hätte. Harold begann, zu weinen und ich tröstete ihn, seit Langem wieder. Ich spüre, wieviel Druck auf ihm lastet. Ja, wir müssen jetzt sehr vorsichtig sein! Selbst John hatte ich nichts davon erzählt, obwohl er dauernd verspricht, dass er seine Frau für mich verlassen wolle. Aber das sagt er nun schon seit Wochen. Ich glaube nicht daran. Und es ist mir auch gleich, ich liebe Harold immer noch, auf eine eigenartige Weise. Und ich will ihn nicht verlassen! Harold hatte mir gestanden, dass es ihm genauso ginge. Ich werde nun für uns beten.

I dreamed of a tall manWhere stories live. Discover now