erwartungen

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Manchmal habe ich das Gefühl, unser Gehirn ist zu komplex für uns. Wir analysieren jedes Wort, jede Geste, jede Handlung; versuchen herauszufinden, ob der andere uns mag oder nicht mag - und machen uns verrückt, nur weil wir nicht den Mut haben, ihn einfach direkt zu fragen.

Genauso ist es mit Erwartungen. Ich erwarte, dass mein Freund/meine Freundin erkennt, wenn es mir nicht gut geht. Dass er/sie mitbekommt, wenn ich genervt bin oder etwas Besonderes von ihm/ihr möchte. Und dann bin ich am Ende genervt, wenn es nicht auffällt, dass ich anders bin als sonst.

Dann denke ich direkt, ich wäre nicht wichtig genug.

Dabei ist das doch der totale Unsinn! Anstatt einfach zu sagen, dass es mir nicht gut geht, muss es der Andere bemerken, um mir damit zu beweisen, dass er sich genug um mich sorgt. Aber manchmal merkt man so etwas einfach nicht, aus welchen Gründen auch immer.

Das heißt aber schlussfolgernd nicht, dass ich der Person nicht wichtig genug bin. Das bilde ich mir nämlich nur in meinem Kopf ein, der schon wieder dabei ist, alles nur Mögliche zu analysieren und auszuwerten. Jede Kleinigkeit, die ganz oft nur eine Kleinigkeit ist.

Mich persönlich stört es, dass ich so bin und es nicht ändern kann. Weil es nicht nur für andere, sondern auch für mich selbst anstrengend ist.

Und alles nur, weil ich eine solche Angst habe, nicht geliebt zu werden. Nicht genug zu sein, um geliebt zu werden.

Auch wenn ich den Gegenbeweis dafür direkt vor meiner Nase habe, muss ich doch immer wieder aufs Neue sicher gehen, dass man mich nicht ersetzt. Und es nervt mich unglaublich, dass ich solche Gefühle habe. Weil ich mir dadurch oft alles selbst kaputt mache und somit das Gegenteil von dem erreiche, was ich eigentlich will.

Ich kann nicht damit aufhören, egal wie sehr ich es auch versuche. Wir Menschen sind schon seltsame Wesen.

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Du.Where stories live. Discover now