Du.

wer sind wir geworden?

Es gibt Menschen, über deren Leben so ein großer Schatten liegt, dass sie vor lauter Dunkelheit das Licht nicht mehr sehen können. Manchen hilft es, darüber zu reden, aber ganz los wird man diese Finsternis wahrscheinlich nie.

Diese Menschen sind nicht schwach, ganz im Gegenteil. Wahrscheinlich sind sie sogar die stärksten Personen von uns allen. Doch manchmal ist die Dunkelheit so erdrückend, dass man einfach nicht mehr gegen sie ankommt.

Was soll man tun, wenn jemand, den man liebt, keinen Sinn mehr in seinem Leben sieht?

Das ist eine verdammt schwere Frage.
Weil wir es einfach nicht nachvollziehen können, wie man das Leben nicht mehr als lebenswert ansehen kann. Es tut einem weh, zu sehen, wie die Person all die schönen Dinge nicht mehr wahrnehmen kann oder nicht mehr sehen will. Wenn sie einen wegstößt und nur noch wie ein einziges schwarzes Loch erscheint. Aber genau dann muss man bleiben. Darf sich nicht abschrecken lassen von dieser Traurigkeit, sondern versuchen, die Sichtweise zu verstehen. Oder einfach nur da zu sein.

Ich finde es schrecklich, wenn ich höre, wie schnell heutzutage alles darauf bezogen wird, dass derjenige ja nur Aufmerksamkeit haben wolle. Nicht nur bei dem Thema Depression und Suizid, sondern genauso beim Ritzen oder Essstörungen. Denn genau diese Vorurteile sind es, die die Betroffenen daran hindern, den Mund aufzumachen und zu sagen, dass etwas nicht okay ist und man Hilfe braucht. Weil man Angst hat, dass man nicht ernstgenommen wird und alle nur sagen, man würde sich aufspielen wollen.

Bitte. Niemand hungert oder ritzt sich freiwillig, nur um Aufmerksamkeit zu bekommen. Echt nicht. Das tut mir in der Seele weh, wenn ich so etwas nur höre. Erkennen die Menschen heute denn gar keine Probleme mehr? Bringt es sie um, anderen zu helfen und sich nicht über sie lustig zu machen?

Ja, es ist nicht einfach, mit so etwas umzugehen. Da habe ich auch Verständnis für. Aber denjenigen dann auszugrenzen, zu beleidigen und nicht ernstzunehmen - da hört mein Verständnis dann auf.

Wer sind wir geworden, dass es uns egal zu sein scheint, wenn es anderen schlecht geht?

Wer sind wir geworden, dass wir einfach wegschauen und nicht helfen, nicht für die Person da sind, die uns in dem Moment mehr braucht als je zuvor, auch wenn sie es vielleicht nicht zeigen kann?

Ich möchte gerne den Menschen, die eben dieses genannte Licht nicht mehr in ihrem Leben sehen, einen kleinen Sonnenstrahl schenken. Dass sie sehen, dass sie nicht alleine sind und dass immer noch das Licht für sie leuchtet.

Und das möchte ich gerne mit Dir tun.

Lass uns Momente, Gegenstände, Zitate - egal, was - sammeln, die Dir schon durch schwere Zeiten geholfen haben. Die Dich glücklich machen und Dir Hoffnung geschenkt haben.

Und dann können wir zusammen ein Kapitel gestalten, das so hell leuchtet, dass es die Finsternis für einen Moment vertreiben kann und daran erinnert, wie schön das Leben eigentlich sein kann. Denn das ist es, auch wenn es nicht immer so scheint.

Das Leben ist schön, nur sieht man es manchmal einfach nicht.

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