Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Zug nach London. Das Wetter präsentierte sich in bester englischer Manier, es nieselte den ganzen Tag leicht. Von Schnee war leider keine Spur mehr und so war ich heilfroh, dass ich meine Winterstiefel noch einmal imprägniert hatte, um nasse Füße zu vermeiden.
Die Zugfahrt über unterhielt ich mich mit Anna, während Tim ein Nickerchen machte und Henry Musik hörte. Wir hatten Glück und einen freien Vierersitz gefunden, was gleich noch etwas mehr Beinfreiheit bedeutete. Auch wenn ich aufpassen musste, dass ich nicht mit Henry Beinen in Berührung kam.
Anderthalb Stunden später standen wir irgendwo mitten in der Innenstadt und ich war aufgrund der Menschenmassen leicht überfordert. Anscheinend hatten mehrere die Idee Silvester in der englischen Hauptstadt zu verbringen, denn es waren eine Menge Touris unterwegs. Die U-Bahn war überfüllt gewesen und ich hatte aus Angst vor Taschendieben meine Tasche ganz eng an mich gedrückt.
Anna und Tim waren auch etwas überfordert, Henry schien den Andrang in der Stadt gewohnt zu sein. Ich dachte, dass es vielleicht morgens zu zugehen würde, aber nicht mehr um 11 Uhr. Immerhin hatte ich mich in Canterbury schon an den Linksverkehr gewohnt und sah vor jeder Straßenüberquerung erst brav nach rechts und dann erst nach links.
Die Wohnung von Henrys Patenonkel war in der Nähe der Tower Bridge und als ich einen ersten Blick auf die Brücke erhaschte war ich wirklich begeistert. Sie war viel größer, als ich sie mir vorgestellt hatte. Außerdem sah sie einfach beeindruckend aus.
Phillips Wohnung war in einem Haus direkt an der Themse, im Erdgeschoss gab es Geschäft und ein riesiger Aufzug brachte uns nach oben, dort standen wir erst auf einen kleinen Gang kamen und dann vor einer großen Tür. Henry sperrte sie auf und auf der anderen Seite lag die coolste Wohnung die ich jemals gesehen hab. Wir standen erst im Gang, der auf der einen Seite eine durchgehende Schrankwand hatte, auf der anderen Seite war ein großer Türbogen der in die Küche führte. Es gab einen dunklen Parkettboden und im Kontrast dazu eine helle Küche, allerdings mit dunkler Küchenplatte. Außerdem war die Küche offen und so fiel mein Blick sofort auf die rote Ledercouch im Wohnzimmer. Die war extra tief und stand vor der Glasfront. Durch die Glasfronten war alles total hell und die restlichen Möbel waren ebenfalls super schick. Gegenüber der Couch gab es eine große Schrankwand mit jeder Menge Bücher und einem riesigen Flachbildfernseher. Die Schrankwand ging um die Ecke und auf dieser Seite stand ein großer mächtiger Schreibtisch, der in Richtung Küche zeigte.
Die Glasfront fand ich etwas gruselig, vor allem weil mir schwindelig wurde, als ich zu nah am Rand stand.
„Das da drüben ist der Tower of London?" fragte ich interessiert nach und deutete auf die grauen Mauern und Türme, die man auf der anderen Seite der Themse sah.
„Ja", meinte Henry, der zu mir kam und grinste.
„Cool", kam es ehrfürchtig von mir.
„Also es gibt ein Gästezimmer, da könnten die Mädchen schlafen, dann Philips Zimmer, da würde ich schlafen und für dich hätten wir noch die Couch", erklärte Henry und Tim schien sich mit der Couch schon angefreundet zu haben, denn er ließ sich erschöpft darauf fallen und streckte die Beine aus, während er herzhaft gähnte.
Henry zeigte uns das Gästezimmer und Anna warf sich erst einmal aufs große Bett.
„Das ist echt so cool!" sie ging fast unter in der bauschigen Bettdecke. Henry lachte nur und ließ uns alleine, während ich meinen Koffer neben das Bett stellte und mich nun ebenfalls in auf die weiche Matratze fallen ließ.
Anna fing an eindeutige Bewegungen auf der Matratze zu machen und während ich nur lachte teilte sie mir mit, dass Henry und ich hier Sex haben könnten, ohne das es jemand mit bekam.

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Englisch für Anfänger
HumorCharlotts Leben wird durch einen Umzug nach England auf den Kopf gestellt. Im verregneten England angekommen raubt ihr nicht nur der dort herrschende Linksverkehr sondern auch Prince Charming alias Henry die Nerven. Und das alles nur, weil sich ihre...