Langsam normalisierte sich alles, ich war mittlerweile vier Wochen in England. Meine Mum hatte mit ihrer Arbeit in einer Anwaltskanzlei begonnen, was hieß das mir tatsächlich den Mini wegnehmen wollte und ich mit unserem alten Auto in die Schule fahren sollte. Allerdings hat sie Dramaqueen Charlott Grimm nicht richtig eingeschätzt und so hatte sie nach einer einstündigen Diskussion doch nachgegeben.
Panik bereitete mir die Tatsache, dass bald die ersten Tests anstanden und ich obwohl ich wirklich jeden Abend lernte, einfach noch nicht fit genug war.
So wurde es auch mittlerweile zur Normalität, dass sich im Laufe des Schultages meine Laune verbesserte, vor allem wegen den Mittagspausen mit Libby, Shila und Agatha, meine Laune gegen Abend aber wieder in den Keller sank. Immer wenn ich mit Anna oder Tim telefonierte wurde ich wieder unendlich traurig darüber, dass ich nicht bei ihnen sein konnte. Dazu noch die Schulaufgaben, die mir zu schaffen machten. Besonders schlecht drauf war ich am Donnerstag der dritten Schulwoche. Grund dafür war nicht nur die Physikaufgabe, sondern auch mein Telefonat am Abend mit Tim:
„Lisa hat mich heute nach Mathe gefragt ob ich am Freitag mit ihr ausgehe" ew... in meinem Magen breitete sich ein ungutes Gefühl aus, nachdem Tim die Worte ausgesprochen hatte.
„Und?" frage ich vorsichtig nach und nehme mir vor möglichst cool zu reagieren, egal was er sagt. Schließlich hatte er auch keinerlei Probleme wenn ich über Henry sprach.
„Äh... ich hab gesagt das ich keine Zeit hab." Sagte Tim, allerdings hörte es sich für mich eher wie eine Frage an. Eigentlich konnte ich nicht von ihm erwarten, dass er sich mit keiner anderen traf, unsere gemeinsame Nacht sollte schließlich etwas einmaliges sein.
Klar, ich mochte es, wenn er mir Nachrichten schrieb in denen es vor allem darum ging wie sehr er mich vermisste und das er an die eine Nacht denken musste. Das baute mich auf, wenn es mir schlecht ging und hinterließ ein gutes Gefühl. Allerdings war mir auch klar, dass eine Beziehung zwischen uns nie funktionieren würde und das lag nicht nur daran das wir in verschieden Ländern lebten.
Tim war so ziemlich genau das Gegenteil von mir. Sein Kleiderschrank war geordnet, es lagen nie Klamotten in seinem Zimmer herum, er wusste immer wenn Arbeiten anstanden und war ebenfalls immer vorbereitet. Das war klasse, denn so konnte ich von ihm abschreiben. Er war unglaublich diszipliniert, verpasste nie ein Fußball-Training, trank nie so viel das er sich peinlich aufführte und hasste es wenn ich zu spät war.
Es war klasse ihn als besten Freund zu haben, auch wenn Anna natürlich eine ganz andere Art bester Freund war, da Tim und ich definitiv nicht über alles sprachen: Meine Tage und ähnliche Mädchenprobleme würde ich nie mit ihm diskutieren. Deshalb wusste er auch nichts von diesem komischen Moment mit Henry im Bad, davon hatte ich nur Anna erzählt.
Allerdings konnte Tim mich auch öfters total nerven und ich war froh einfach gehen zu können, wenn er mal wieder zu sehr einen auf Mr. Perfect machte.
Tim war mein bester Freund, mehr nicht. Ich sollte diese eine Nacht einfach in meiner Erinnerung behalten und nichts mehr dahin hineininterpretieren. Irgendwie hatte er ja auch recht, als er vor einem halben Jahr auf dieser Party meinte wir sollten uns nicht küssen, weil das alles zerstören würde. Wäre ich jetzt noch in Deutschland hätte diese Nacht vermutlich schon unsere Freundschaft zerstört.
„Du solltest mir ihr ausgehen" sprach ich etwas leiser als davor in den Hörer und wartete auf eine Reaktion auf der anderen Seite der Leitung. Aber es tat sich erstaunlich lang nichts.
„Bist du dir sicher?" ich konnte die Skepsis aus seiner Stimmer heraus hören.
Ich fasste mir ein Herz und fing an: „Ja... diese eine Nacht war perfekt, aber wir wissen doch beide, dass wir vermutlich mit Granaten aufeinander losgehen würden, wenn wir richtig zusammen wären. Wir haben uns die letzten Wochen nur nicht gestritten, weil du durch das Telefon nicht sehen kannst wie unordentlich mein Zimmer ist und das auf meinem Nachtkästchen benutzte Tempos liegen."

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Englisch für Anfänger
HumorCharlotts Leben wird durch einen Umzug nach England auf den Kopf gestellt. Im verregneten England angekommen raubt ihr nicht nur der dort herrschende Linksverkehr sondern auch Prince Charming alias Henry die Nerven. Und das alles nur, weil sich ihre...