Okay

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Nico
Ich stelle den Teller auf den Tisch und verteile noch das restliche Besteck. Plötzlich klingelt es an der Tür. Ich zucke zusammen. Ich hätte ihnen sagen müssen, dass sie nicht klingeln sollen. Schnell gehe ich zur Wohnungstür und öffne sie.
,,Bitte sprich leise, Will schläft noch." Bianca zieht eine Augenbraue hoch.
,,Nette Begrüßung, Bruderherz."
Ich schließe hinter ihr die Tür und sehe dann nochmal zur Schlafzimmertür. Alles leise.
,,Hallo, Bianca. Hast du gut geschlafen?"
Sie lacht leise.
,,Guten Tag, Bruderherz. Ja, habe ich. Und du?" Ich zucke schmunzelnd mit den Schultern.
,,Ich bin noch nie so gut eingeschlafen, so viel steht fest." 
Bianca nickt bloß. Andeutungen waren noch nie ihre Stärke. Ich schließe leise die Tür und wie gehen zum Esstisch.
,,Oh, jemand hat sich die Mühe gemacht, für seine Schwestern ein Mittagessen vorzubereiten."
Sie nimmt Jacke Schal und Mütze ab und hängt sie über die Lehne. 
,,Aber natürlich. Für die Familie nur das Beste." Sie setzt sich, ich bleibe stehen. ,,Soll ich dir einen Kaffee machen?" ,,Nein, danke. Ich nehme lieber einen Kakao."
,,Noch so jung.", scherze ich. ,,Ich bin eigentlich älter als du."
,,Jetzt aber nicht mehr."
Ich stelle die Maschine an.
,,Hattet ihr beiden einen schönen Abend?" Ich nicke. ,,Er war... entspannend."
Tolle Beschreibung, einwandfrei, Nico. Bianca legt den Kopf schief.
,,Warst du heute schon arbeiten?"
Schnell fülle ich ein Glas mit Wasser und setze mich auch an den Tisch.
,,Durchaus. Ich musste heute allerdings nur den Morgenbesuch machen und das Frühstück austeilen."
,,Will schläft wirklich noch? Es ist ein Uhr."
Ich zucke mit den Schultern.
,,Nachtschichten sind immer sehr anstrengend, das kann ich dir sagen. Bei mir auch."
,,Also ich war heute morgen schon beim Training."
,,Riecht man", scherze ich. Doch sie versteht es scheinbar nicht als Scherz.
,,Was, ich habe doch geduscht?"
Sie riecht panisch an ihrer Kleidung.
,,Bianca, das war nur ein Scherz.", lache ich. Sie zieht eine Schnute.
,,Nico"
Die Maschine piept und ich stehe auf, um Bianca ihren Kakao zu holen. Dann stelle ich die Maschine schonmal für Will an. Lange wird er nicht mehr schlafen. Und wenn er wach wird, braucht er seinen Kaffee. Vorsichtig stelle ich den Becher vor meiner Schwester ab. ,,Danke" Sie streicht sich übers Haar und sieht mich an. So süß. Das kindliche Gesicht, die großen Augen. Ihr könnte man nie böse sein. Meine Schwester, die eigentlich meine große Schwester ist. Wenn sie nicht gestorben und ganz normal gealtert wäre, hätte sie jetzt bestimmt schon eine Familie. Wäre eine Mutter...
,,Bianca?" ,,Hmh?"
,,Hättest du etwas dagegen, wenn Will und ich Kinder adoptieren würden?" Sofort schüttelt sie den Kopf.
,,Keineswegs, warum sollte ich? Ihr seid perfekt dafür. Zwei sich liebende Väter." ,,Danke"
Sie stützt das Kinn auf die Hände und lächelt breit. ,,Ich liebe dich, Bruderherz."
,,Ich liebe dich auch, Bianca."
Da klopft es an der Tür. Hazel, sie klingelt nie. Schlaues Kind. Schleunigst öffne ich. ,,Hey"
Sie küsst mich rechts und links auf die Wangen. Ich sehe Hazel an. Sie sieht ebenfalls oft wie ein Kind aus, sie will das immer verstecken. Sie trägt einen weiten Kapuzenpulli und enge Jeans. Die Haare trägt sie natürlich, um ihren Hals hängt ein Paar Beatskopfhörer. Ihre Haut ist endlich wieder dunkel, glänzt. Sie hat nur etwas Schimmerndes auf ihre Lippen aufgetragen, sonst ist sie nicht geschminkt. Sie wirkt tatsächlich erwachsen, auf eine coole Art und Weise. ,,Hey, Sei bitte...", setze ich an, doch Hazel hebt die Hand.
,,Leise. Will schläft noch, ich weiß."
Sie stellt ihren Rucksack ab und geht zum Esstisch. ,,Hey, Bianca." Sie umarmt sie und küsst sie auf die Wange. Dann setzt sie sich.
,,Möchtest du einen Kaffee?"
,,Nein. Ich gebe mich mit Cola vollkommen zufrieden, danke." Sie nimmt eines der Gläser vom Tisch und öffnet die Colaflasche. Ich setze mich zu ihnen.
,,Ihr könnt ruhig mit dem Essen anfangen, wird sonst kalt. Ich esse zusammen mit Will."
Meine Schwestern lassen sich das nicht zweimal sagen. Sie schlagen sofort zu. Ich beobachte sie dabei, wie sie genüßlich das Mittagessen verspeisen.
,,Hazel, gehst du heute noch zu einer Demo?" Wenn Hazel sich in der Menschenwelt aufhält, zeigt sie sich gerne als Menschenrechtlerin. Sie ist bei einer Behörde angehörig, die sich für die Rechte von dunkelhäutigen Menschen einsetzt. Zudem ist sie oft auf Wohltätigkeitsveranstaltungen und sammelt für Kinder und Kriegsveteranen. Das macht sie oft zusammen mit Bianca aber auch Piper. Kalypso und Grover sind bei Greenpeace, allerdings gehören sie nicht zu den Bekloppten, die anderen Leuten wehtun, um die Natur zu verbessern. Sie pflanzen eher neue Bäume und räumen die Wälder und Parks auf. Wir können halt auch andere Weisen die Welt retten. Ich nehme noch einen Schluck Wasser. Hazel schüttelt den Kopf.
,,Im Winter ist uns das zu kalt." Sie lacht.
,,Hier herrscht ja schon gute Laune."
Ich drehe mich um. Will steht in der Schlafzimmertür, in Boxershorts und seinem T-shirt.
,,Will, haben wir dich geweckt?"
Er schüttelt schmunzelnd den Kopf und fährt sich durchs Haar. So gutaussehend.
,,Ich hatte mir durchaus einen Wecker gestellt Nic's."
Er begrüßt meine Schwestern herzlich, dann küsst er mich und setzt sich neben mich. Sofort springe ich auf und hole ihm seine Tasse Kaffee aus der Küche. ,,Danke, Babe."
,,Was heißt Babe, ich habe das Percy und Annabeth schon öfter mal sagen hören."  
Ich sehe Bianca schräg an. Sie ist zu unschuldig für diese Welt.
,,Ein ganz einfacher Kosename.", erklärt Hazel.
,,In unserer Zeit hat man Hase und Liebling gesagt."
Will und ich fangen an zu lachen. Bianca sieht uns unsicher an.
,,Was denn?" Hazel seufzt. ,,Das sagt man heute durchaus auch noch, aber Babe ist noch eine Stufe höher."
Ich sehe förmlich, wie Bianca über den Ausdruck Stufe höher nachdenkt und kann mir das Lachen nur schwer verkneifen. Sie ist einfach zu süß. Ich lade mir nun ebenfalls Essen auf den Teller und probiere. So schlecht kann ich wohl doch nicht kochen. Will beugt sich zu mir. ,,Vonwegen nur Pizza."
Hazel wirft ein neues Gesprächsthema in die Runde.
,,Was habt ihr denn an Silvester vor?" Will beginnt zu grinsen. Doch Bianca antwortet schneller als er.
,,Luke und Thalia nehmen mich zu Lukes Mutter mit. Thalia hat darauf bestanden."
Thalia liebt meine Schwester, sie findet sie genial. ,,Das freut mich für dich, Bia."
Das tut es auch. Thalia ist die Richtige für sie. Auf den ersten Blick mögen sie grundverschieden wirken, das waren Clarisse und Selina allerdings auch. Die beiden ergänzen sich, haben beide ein ähnliches Schicksal. Thalia hat früher die Rolle der großen Schwester für Annabeth übernommen. Das braucht sie jetzt nicht mehr, deshalb hat sie sich meine Schwester ausgesucht. Sie lächelt und nimmt noch einen Schluck von ihrem Kakao.
,,Wir besuchen meine Mutter.", sagt Will. Das hat er mir gestern stolz erzählt, ganz begeistert von seiner Idee. Natürlich habe ich zugestimmt.
,,Sie kennt Nico noch nicht persönlich und von der Verlobung müssen wir ihr auch noch erzählen." Er nimmt meine Hand und drückt sie. So warme Hände, wie ist das überhaupt möglich? Hazel beißt sich auf die Unterlippe. ,,Apropos, Verlobung."
Sie hält ihre Hand hoch. Der Ring ist schlicht und unauffällig, aber er ist da. Er ist da. Bianca reagiert zuerst. Sie quietscht und zieht Hazel an sich.
,,Ich gratuliere, Glückwunsch. Ich freue mich so für euch, Hazel."
Meine Schwester, sie wird heiraten. Bianca lässt sie los und wischt sich eine Träne von der Wange. Ich stehe auf und gehe um den Tisch herum, dann ziehe ich meine Schwester an mich.
,,Ich freue mich für euch. Wirklich, das ist wundervoll."
Frank und Hazel. Die beiden passen wirklich zusammen, ich habe nie etwas dagegen auszusetzen gehabt. Sie ergänzen sich, führen eine niedliche Beziehung.
Aufgrund des Altersunterschieds sind sie anfangs ein wenig vorsichtiger miteinander umgegangen, doch das hat sich jetzt auch eingestellt. Die beiden haben viel erlebt, von der Psyche haben beide das selbe Alter. Hazel lächelt. ,,Danke."
Natürlich gratuliert auch Will ihr herzhaft. Er freut sich über jede gute Neuigkeit. Ich sehe sie an.
,,Es hat sich wohl gelohnt, mit Frank zu reden, was?" Sie lacht. Wie schön es ist, sie wieder lachen zu sehen. Man sieht es ihr noch an, die Angst und der Schock in ihren Augen. Manchmal, wenn sie leise ist und nur ins Leere starrt. Man wird so etwas nicht von heute auf morgen los. Aber die gute Neuigkeit hilft ihr durchaus. ,,Da hast du wohl recht, Bruderherz."
,,Ich freue mich so für euch, für dich und Will, und für dich und Frank, Hazel." Bianca strahlt übers ganze Gesicht
,,Auch du wirst irgendwann heiraten, Bianca.", sagt Hazel und legt ihr eine Hand auf den Unterarm. ,, Und übrigens, ich nehme dich als Trauzeugin." Bia strahlt übers ganze Gesicht. ,,Danke." Sofort muss ich protestieren.
,,Wen soll ich denn dann bitte als Trauzeugen nehmen. Ich kann doch nicht auch Bianca nehmen."
,,Du hast dich noch nicht darum gekümmert, Babe?"
Will legt den Kopf schräg und stützt sich auf meine Schulter. Ich schüttle den Kopf. ,,Nein, ich war irgendwie abgelenkt." Hazel lacht.
,,Ich würde ja auch, aber das würde irgendwie wie Geschwistertausch aussehen." Lustiges Hinundher. ,,Warum nimmst du nicht die, die für dich wie eine Mutter gewesen ist?" Ich sehe Will an und ziehe eine Augenbraue hoch. ,,Sally?" Er lacht. ,,Nein, Annabeth. Ich habe zum Beispiel Percy und Kalypso gefragt." Annabeth. Sie ist für mich tatsächlich eine Mutter und Percy ein Vater gewesen. Nicht wie ein Bruder. Er wollte es wahrscheinlich nicht sagen, wollte auf seine wirklichen Kinder Rücksicht nehmen. Das finde ich nicht schlimm. Annabeth ist immer für mich da gewesen, hat sich immer um mich gekümmert. Ich habe mich immer sicher gefühlt, das Apartment war mein zweites Zuhause. Ich werde Annabeth fragen.
,,Und als Trauzeugen?" Hazel zuckt mit den Schultern.
,,Du musst dich nicht an die Traditionen halten. Percy hatte auch drei Trauzeugen, es ist euer Tag. Deine Entscheidung." Sie hat recht. ,,Ich werde Reyna fragen. Reyna ist eine gute Freundin." Will nickt und küsst mich auf die Wange.

Percy Jackson| Das prophezeite Kind Where stories live. Discover now