Überraschung an Weihnachten 2

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Percy

Poseidon tritt durch die Tür, bei ihm Athene. Poseidon trägt seinen schönsten Anzug, Athene ein atemberaubendes Kleid. Beide strahlen übers ganze Gesicht und geben ihre Jacken bei der Garderobe ab. Dann kommen sie Richtung Wohnzimmer. Ich laufe auf sie zu. ,,Dad!" Er dreht sich zu mir um. ,,Ah, Percy, mein Sohn. Frohe Weihnachten." ,,Ja, Frohe Weihnachten, Dad." Ich lasse mich von ihm umarmen, dann sehe ich zu Athene. ,,Dir natürlich auch, Athene." ,,Das gebe ich zurück." Ich lächle nur flüchtig, dann fahre ich mit meiner Bitte fort. ,,Dad, ihr müsst hier kurz für Ordnung sorgen und auf Divan und Sophia aufpassen. Will hat eine Bitte an uns, die sich ziemlich wichtig anhört." Bevor mein Vater etwas sagen kann, legt Athene mir eine Hand auf die Schulter. ,,Das machen wir schon, geht ruhig." Sie lächelt, ihre grauen Augen funkeln. ,,Danke"

Und nun stehen wir alle in der Kapelle, stehen alle vor Nicos Sarg. Ich betrachte den polierten schwarzen Deckel mit den goldenen Verzierungen. Und dann die goldene Aufschrift: Nico Di Angelo, ich werde dich immer lieben.
,,Was tun wir hier?", fragt Piper, ihre beschwipste gute Laune ist plötzlich verschwunden. Will blickt uns an, löst langsam die Krawatte von seinem Hals. Ich muss zugeben, dass ich Wills Verhalten echt gruselig finde. ,,Wir werden mit Nico reden." ,,Nico ist tot, Will. Halluzinierst du etwa?", fragt Frank. Er trägt seinen Rucksack auf den Rücken, er rechnet damit, dass Waffen von Nöten sein werden. Bianca seufzt, streicht über den grünen Stoff ihres Kleides. ,,Er meint Geister, er meint Nicos Geist." Etwas an der Kapelle stimmt nicht, die Wände sehen auch anders aus. Will sieht mich an. ,,Genau, Percy. Schaut euch die Wände genauer an, geht an sie heran, berührt sie. Sie sind besonders." Wir sehen erst ratlos in die Runde, dann gehen wir tatsächlich auf die Wände zu. Die Kapelle ist schon alt, älter als der Rest dieses Gebäudes. Die Wände sind aus alten Steinen, behangen mit Blumenkränzen und Kreuzen. In den Steinen sind Muster zu erkennen. Die Muster bewegen sich. Ich kneife die Augen etwas zusammen, gehe näher heran und lege meine Hand auf die Wand. Dann passiert es. Die Steine werden irgendwie flüssig, geben nach. Etwas zieht mich in die Wand hinein. Verdammt, bei Poseidons Badehosen. ,,Will!" Will steht noch am Sarg, sieht seelenruhig mit an, wie all seine Freunde in die Wände gezogen werden. ,,William Solace, was wird das?", ruft Annabeth wütend, die neben mir in die Wand gezogen wird. ,,Es sind Geister.", ruft Hazel, die sich nicht einmal wehrt. Die Tochter des Pluto starrt einfach nur zu Will, rührt sich nicht. ,,Genau, Hazel." Will grinst schief, gruselig sieht er dabei aus. ,,Mein Verlobter ist der Geisterkönig, da habe natürlich auch ich ein paar Bekanntschaften mit Geistern gemacht. Und die Geister, die über diese Kapelle wachen, haben dabei zugestimmt, mir zu helfen. Bewegt euch lieber nicht, dadurch wird es angenehmer." Meine Arme sind bereits in der Wand, innerhalb der Wand fühlt es sich an wie Gelee. Ich greife nach Annabeths Hand, bevor ich mich garnicht mehr bewegen kann. Reyna zieht gerade so noch ihre ziemlich unbequem aussehenden, hohen Schuhe aus, bevor sie sich dann eine einigermaßen angenehme Position sucht. Luke ist weniger entspannt. Er atmet schwer, zappelt. Thalia sieht besorgt zu ihm. ,,Ich mag keine engen Räume, ich bin von Kronos in meinem eigenen Körper bedrängt worden. Ich..." ,,Es ist okay, Luke. Beruhige dich." Der Sohn des Hermes versucht es, schafft es aber nur so halb. Und als die Steine dann hart werden und wir uns gar nicht mehr bewegen können, wird Luke wieder panischer. Nur unsere Köpfe schauen noch aus den Wänden heraus, ab dem Hals stecken wir allerdings fest. ,,Will, lass den Scheiß. Lass uns gehen. Siehst du nicht, was du mit Luke machst?", ruft Annabeth empört. Kurz verschwindet sein eigenartiger Gesichtsausdruck. ,,Luke, es tut mir leid. Aber ich kann nicht zulassen, dass ihr mich bei meinem Vorhaben unterbrecht. Trotzdem brauche ich euch hier." Luke schluckt hörbar, bewegt aber leicht den Kopf, was wohl ein Kopfschütteln andeuten soll. Eine Träne rollt über seine Träne. ,,Es ist okay, solange dabei etwas herauskommt, Will." Der Sohn des Sonnengottes beißt sich voller schlechten Gewissens auf die Unterlippe, erzählt dann aber trotzdem. ,,Leute, ich bin heute hier, um mit Nico zu reden. Gestern bei seiner Trauerfeier ist mir sein Geist erschienen, er hat mit mir geredet. Bei der Gelegenheit habe ich übrigens auch mit den Kapellengeistern Bekanntschaft gemacht. Ich habe auch schon in dieser Wand gesteckt. Aber darum geht es nicht. Als Nico mit mir geredet hat, ist mir aufgegangen, dass es eine Möglichkeit geben muss, ihn zu treffen." ,,Du willst ihn nicht als Geist sehen.", flüstere ich. Annabeth beendet meinen Satz. ,,Du willst ihn nämlich zurückholen." ,,Das kannst du nicht.", sagt Hazel. ,,Die Tore, sie sind frei." ,,Es geht alles, meine liebe Hazel. Aber erstmal brauche ich Nicos Geist." ,,Warum heute? Warum an Weihnachten?" Leos Frage ist durchaus eine gute Frage. Will setzt sich auf die Stufen und seufzt. ,,Nico hasste Weihnachten, weil seine Familie nie vollständig gewesen ist. Er hatte Bianca verloren. Und dann dieses Jahr hätte er es mit all seinen Freunden und seiner Familie feiern können. Nico hat sich auf Weihnachten gefreut. Er viele Geschenke gekauft, hat unsere Wohnung dekoriert, sogar Mistelzweige hat er aufgehängt. Er hat beim Basar im Pflegeheim geholfen, hat den Weihnachtsmann für die Kinder im Krankenhaus gespielt. Und was passiert dann? Er stirbt. Er stirbt, noch bevor er das Fest miterleben kann. Ich möchte dafür sorgen, dass zumindest sein Geist an Weihnachten bei seinen Freunden sein kann." Bianca weint. Ich glaube ihm nicht, Annabeth. ,,Was machen wir dann hier? Wofür brauchst du uns? Eine Geisterbeschwörung ist nicht so schwer, dafür brauchst du uns nicht." Leo schwitzt, er pustet richtig. Wills Stimme wird bei jedem Wort trauriger und ausdrucksstärker. ,,Nico lässt sich nicht heraufbeschwören, zumindest nicht so, wir er es bei Bianca früher gemacht hat. Mein Nico ist der Geisterkönig, er hat Einfluss, er hat seinen eigenen Dickkopf. Er hat mir gestern gesagt, dass es der Abschied ist. Er wird nicht zu mir kommen, wenn ich ihn mit einem Opfer rufe. Doch das kann ich einfach nicht zulassen. Nico ist mein Seelenverwandter, er fehlt mir, ich bin nicht vollständig. Ich muss ihn sehen, ich drehe sonst durch. Percy hat es gesehen. Ich halluziniere, Leute. Ich sehe ihn überall, spüre ihn. Es treibt mich in den Wahnsinn." Seine Augen füllen sich mit Tränen. ,,Wie willst du es dann schaffen, Will?" ,,Ich muss ihn zwingen, ich muss ihn zwingen, hier aufzutauchen." Annabeth keucht auf. ,,Du willst einen Riss in die Dimensionen reißen, zwischen Unterwelt und der Welt der Sterblichen. Du willst ihn herholen, ohne, dass er dagegen etwas tun kann. Das ist... das ist genial." ,,Will, was müssen wir dafür tun?" Natürlich, Reyna möchte Nico auch sehen. Annabeth... Sie übt leichten Druck auf meine Hand aus. Ich weiß. Aber jetzt sei leise, Perseus. Ich sehe sie an und flüstere: ,,Perseus? Echt jetzt?" Sie stöhnt genervt, ich sehe wieder zu Will. ,,Erinnert euch an ihn, erinnert euch an einen Moment, der sehr wichtig für euch gewesen ist. Stellt ihn euch bildlich vor, stellt euch vor, wie er hier vor euch steht. Sagt es laut, ihr werdet es sehen. Die Geister werden mir helfen." ,,Der Moment, in dem er vor mir stand. In dem ich meinen Bruder endlich wieder in die Arme schließen konnte. In diesem Moment habe ich gesehen, wie erwachsen mein kleiner Bruder doch geworden ist ", sagt Bianca. Augenblick taucht eine Art Projektion von diesem Moment auf. Nico, Will, Bianca und Luke in der Unterwelt. Will hat die Augen geschlossen. Atmet ruhig ein und aus, nur die Tränen, die fließen noch. ,,Ich habe Venedig in Erinnerung, Nico, vor dem ich immer Angst gehabt habe. Er ist zu Mais geworden. Und als er mich nach der Rettung angesehen hat, nachdem ich ihn befreit und Hazel heilen lassen habe, da habe ich seinen Respekt gespürt. In dem Moment ist mir aufgefallen, wie menschlich Nico doch ist, wie verletzt er ist." Franks Erinnerung taucht auf, im Haus des Gottes des Ackerbaus. Nun ergreift Piper das Wort. ,,Ich kann es sehen, wenn zwei Leute zusammengehören, Seelenverwandte sind. Als ich dann das erste Mal Nicos Liebe zu Will gespürt habe, bin ich beeindruckt gewesen. Ich habe davor nie gedacht, dass Nico zu solchen Gefühlen im Stande sei." Die Geister zeigen uns Nico und Will, deren Zeigefinger mit einem roten Faden verbunden sind. Will flüstert etwas auf Altgriechisch, beginnt zu leuchten. ,,Macht weiter, lasst ihn ihn nicht aus euren Gedanken." Ich schließe die Augen. Nico DiAngelo, wo finde ich dich in meinen Erinnerungen? Ich krame, forste mich erst durch die Erinnerungen mit Annabeth und durch mit ein paar anderen Personen, dann finde ich ihn. Den kleinen Hadesspross mit seiner großen Schwester. Nico, der Mythomagic über alles liebte, Nico, der damals noch ein Kind gewesen ist. Ein fröhliches kleines Kind, das sich die gute Laune nicht einmal von seiner Situation hat nehmen lassen. Nico, dem ich verspreche, auf seine Schwester aufzupassen. Und dann der Moment, in dem er wütend geworden ist, in dem er den Riss im Boden entstehen lassen hat. Da hatte ich das erste Mal Angst vor ihm. Ja, ich hatte Angst vor ihm, aber irgendwie auch Hoffnung. Nico hatte auch die Prophezeiung erfüllen können. Wir haben ihn im Labyrinth gefunden, ich dachte, er wolle mich umbringen. Wir haben gesehen, wie er mit seiner töten Schwester sprach, wie verletzt und gebrochen er wirkte. Und dann ist Nico irgendwann vor meinem Zimmer aufgetaucht, wollte Kuchen. Er ist öfter mal bei uns gewesen, hat mit uns geredet und Kuchen gegessen. Nico hat mich unverwundbar werden lassen, hat seinen Vater zum Kampf aufgefordert. Er hat die Ehre der Hadessprösslinge zurückkehren lassen. Und dann kam Gaia. Er hat seine Schwester Hazel gefunden. Er hat Freude gefunden, neue Hoffnung, ein zweites Zuhause. Als ich meine Erinnerungen verloren hatte und ich ihm im Camp Jupiter begegnete, ist er mir bekannt vorgekommen. Er war mir vertraut. Wir haben ihn gerettet, er ist mit uns gesegelt. Er hat es mit versprochen. Als ich über dem Abgrund hing, mit Annabeth an der Hand... er wollte mir erst helfen, doch dann musste er mir versprechen, die anderen zu den Toren zu führen. Das hat er getan. Er hat die Athena Parthenos ins Camp gebracht, an unserer Seite gegen Octavian gekämpft.  ,,Nico ist ein Held, ein wahrer Heros." Ich öffne die Augen, um die Projektion zu sehen. Nico in seiner dunklen Kleidung, das schwarze Schwert in der Hand. Er sieht uns durchdringend an, zu einem Schwerthieb bereit. Ich schließe sie wieder. Nico, der für mich unendlich wichtig geworden war, den ich als Bruder sah. Ich fand heraus, dass er schwul ist, etwas für mich empfunden ,sich dieses Gefühl dann aber doch als falsch herausgestellt hatte. Ja, und dann kam Will. Annabeth ergreift das Wort. ,,Nico ist einmal mitten in der Nacht in unserer Wohnung aufgetaucht, weil er Streit mit Will gehabt hatte und nicht mehr ins Camp wollte. Da bin ich noch nicht Mutter, geschweige denn Mutter gewesen, doch ich hatte das Verlangen, ihn zu beschützen und zu trösten. Wir haben ihn auf unserer Couch im Wohnzimmer schlafen lassen, haben ihm Frühstück gemacht. Ich habe ihn bemuttert." Wieder möchte ich die Darstellung unbedingt sehen. Diesmal bewegt sie sich sogar, die Geräusche dazu kann man ebenfalls hören. Zuerst sehe ich mich, wie ich in Boxershorts und einem schlabbrigen T-Shirt die Tür öffne und dann den verweinten Nico davor stehen sehe. Er trägt eine Jogginghose und ein extra für ihn angefertigtes schwarzes Campshirt. Sein Haar ist zerzaust, an den Füßen zwei flüchtig angezogene Schuhe. Unter dem Arm hält er ein Kissen. ,,Nico?" Hinter mir kommt Annabeth zum Vorschein. Sie trägt kurze Schlafshorts, hat sich eine meiner Strickjacken übergezogen. Ihr Haar fällt ihr zerzaust über die Schultern, sie ist barfuß. Nico sieht uns an, beißt sich auf die Unterlippe. ,,Ich...ich habe es nicht ausgehalten... und und konnte nirgendswo anders hin." Annabeth bahnt sich einen Weg an mir vorbei und umarmt ihn. ,,Hey, pssst, es ist alles okay Nico." Er schnieft. ,,Kann ich... kann ich hier schlafen?"  ,,Aber natürlich kannst du hier schlafen", sage ich. Annabeth legt ihm einen Arm über die Schulter und geht mit ihm ins Wohnzimmer. Ich schließe die Wohnungstür. Als nächstes sieht man, wie Annabeth Nico auf die Couch drückt. ,,Percy, holst du eine der Decken aus dem Wandschrank?" Ich gehe aus dem Raum, und man kann mich nicht mehr sehen. Annabeth kniet sich vor Nico und greift seine Hand. ,,Also Nico, was ist passiert?" Er schnieft, schiebt sich die Haarsträhnen aus der Stirn. ,,Will ... Will und ich hatten einen Streit, einen schlimmen Streit. Auf jeden Fall schläft er nicht mehr bei mir, er ist nicht einmal mehr im Camp. Ich mache mir Sorgen um ihn... es könnte was passieren. Ich hatte einen Albtraum, habe mich wieder komplett allein gefühlt." Annabeth streicht ihm über den Kopf und lächelt leicht, ich komme mit einer Decke wieder in den Raum. ,,Du bist nicht alleine, Nico."
Ich kann mich genau an diesen Abend erinnern. Nico ist wirklich am Boden zerstört gewesen, komplett am Ende. Annabeth hat Nico einen Kakao gemacht, ich habe in der Zwischenzeit versucht, Will zu erreichen. Das habe ich auch geschafft. Er machte sich Sorgen um Nico und versprach, direkt am nächsten Morgen vorbeizukommen und mit Nico wieder ins Camp zu gehen. Will sagt nun etwas, die Projektion verschwindet. ,,Ich erinnere mich an diesen Streit, er ist unser schlimmster gewesen. Wir haben beide schlimme und wirklich verletzende Sachen gesagt." Nico und Will, das Dreamteam. Der Sunnyboy und der Geisterkönig. Der Geisterkönig. ,,Nico, er ist der Geisterkönig, der mächtigste Sohn der Unterwelt, aller Zeiten. Er kann riesige Geisterarmeen heraufbeschwören, den Boden öffnen. Er ist unglaublich mächtig." Man kann Nico sehen, mit einer dunklen Krone auf dem Kopf und einem schwarzen Umhang. Er sitzt auf dem Thron und hält ein Zepter in die Höhe. Plötzlich beben die Wände, die Vibration fährt durch meinen Körper. Will steht auf. ,,Nico!", ruft er. ,,Will, lass das.", höre ich Nicos Stimme, doch sehen kann ich ihn nicht. ,,Wo kommt das her?", frage ich. ,,Nico wehrt sich, er will sich uns nicht zeigen." ,,Dann machen wir halt weiter", höre ich Jason. ,,Nico war es peinlich, als seine Sexualität entblößt worden ist. Ich kann mich genau an seinen Gesichtsausdruck erinnern, als wir im Palast des Liebesgottes gestanden haben. Nico kommt nunmal aus einer anderen Zeit und er hatte immer Probleme dabei, sich an diese Zeit und diese Gesellschaft anzugliedern." Wieder ist Nicos Stimme zu hören. ,,Will, bitte, hör auf damit." ,,Nico liebt seine Schwestern über alles, er würde alles für sie tun. Ich meine, er ist nun für sie gestorben." Nach meinen Worten wird das Rumoren der Wände stärker, ein weißes Licht bildet sich in der Mitte des Raumes. ,,Will, bitte..." Will steht auf, wendet sich dem Licht zu. ,,Nico, ich tue das wirklich nicht gerne, aber es ist einfach nötig." Er zieht das Küchenmesser hervor, das ich ihm eben noch zu klauen versucht hatte. ,,Will..." Ich versuche mich zu bewegen, mich zu befreien. Ich spüre den Druck Annabeths Hand, die dünne Schweißschicht auf ihrer Haut. Er darf das nicht tun, wir müssen es verhindern. Will knöpft sein Hemd auf, krempelt die Ärmel hoch. Dann streckt er den Arm aus und setzt die Klinge an. Das Messer schneidet durch seine Haus als sei sie Butter, das Blut tropft auf den Boden. ,,Will!", schreit Kalypso. Wieder winde ich mich, zumindest versuche ich es. Und Will tut es nochmal. Er starrt ins Licht, schneidet sich wiederholt in die Haut seiner Arme. Dieses Mal ruft Hazel. ,,Will, tu das nicht!" Wills Haut leuchtet, er hebt das Messer und fährt mit der Klinge über seine nackte Brust. Das Blut fließt über die Haut, tropft auf den Boden. Tränen bilden sich in seinen Augen, doch er macht weiter. Er foltert sich, verstümmelt sich, bringt sich um. Bitte, Nico. Bitte, erlöse ihn. Annabeth, wir müssen etwas tun. wir müssten uns befreien können, wir sind schließlich Götter. Da ich die Verbindung gerade geöffnet,habe kann ich noch hören, was Kalypso in Annabeths Gedanken zu ihr sagt. Will weiß, wo er sich tödlich verletzt, das macht er momentan noch nicht. Er will Nico zwingen, ihn aufzuhalten. Deswegen hat er uns eingesperrt. Damit wir ihn nicht stoppen können. Meine Atmung geht rasselnd, ich kann mich einfach nicht beruhigen. Ich habe mit meinem Eindruck recht gehabt, habe ihn aber nicht aufgehalten. Jetzt spricht Annabeth wieder zu mir. Nein, Percy, das können wir nicht. Es deren Schicksal, sie müssen selber entscheiden, die Moiren würden es uns sichtlich übelnehmen und ich möchte sie nicht auch noch verärgern. Außerdem, es könnte wirklich funktionieren. Wills Oberkörper ist nun fast völlig blutig, voller Wunden. Das Licht wird zwar größer, doch etwas anderes tut sich nicht. Verzweifelt blickt Will in den Lichtwirbel, Tränen laufen über seine Wangen. ,,Nico bitte komm zurück. Ich brauche dich, ich liebe dich. Verdammt, ohne dich drehe ich durch. Siehst du, was du mir antust? Ich verletze mich selber, bin geisteskrank." Er streckt die Hand aus, hofft darauf, Nicos Gestalt im Wirbel erkennen zu können. ,,Bitte, Nico, mein Nicolas. Ich weiß, das ist nicht dein Name, aber ich brauchte natürlich auch etwas zum Kontern, wenn du mich schon William nennst. Ich sehe dich überall, bilde dich mir nur ein. Nico, ich möchte dich wieder in die Arme schließen, deine weichen Lippen auf meinen spüren können. Oh Götter, ich habe das starke Verlangen danach, dir durch die Haare zu wuscheln. ich wollte dich heiraten, Nico. Ich möchte dich meinen Ehemann nennen, mit dir einen Familie gründen. Ich war so glücklich, dein Tod hat mir all die Fröhlichkeit genommen. Ich werde zu dir, zu dem alten Nico. Auch ich bin alleine, Nico. Natürlich, ich habe unsere Freunde, meine zweite Familie. Doch meine Mutter und mein Stiefvater wohnen weit weg, mein Vater ist zum Hades nochmal ein Gott, den ich nicht allzu oft zu Gesicht bekomme. Ich bin alleine, ich habe meine Liebe verloren, meine Zuhause. Bitte Nico, ich muss deine liebevolle Stimme hören, dich lächeln sehen." Nun tropfen neben dem Blut auch seine Tränen auf die alten Steine der Kapelle. ,,Bitte, mein Geisterkönig" Es passiert nichts, Nico taucht nicht auf. Will schluchzt, lässt das Messer enttäuscht fallen. Er ist am Ende, er kann nicht mehr. Er brauch Nico so sehr... Zuerst denke ich, dass Will uns freilässt und zu uns kommt, doch das tut er nicht, er bleibt stehen. ,,Nico, ich verstehe es nicht. Warum kommst du nicht zu mir?" Er atmet tief durch, er scheint einen Beschluss zu treffen. ,,Ich liebe dich, Nico. Und wenn du nicht in unsere Welt zurückkehren willst, muss ich wohl zu dir kommen." Er greift sich hinten an den Hosenbund, eine Bewegung, die ich als Polizist nur allzu gut kenne. Er hält sie in der Hand, meine Pistole, meine Dienstwaffe. ,,Will!", ruft Reyna. ,,Will, wie bist du... wie hast du sie in die Hände bekommen?" Er sieht mich an. ,,Ihr wart alle mit der Feier beschäftigt, ich konnte mich unbemerkt nach oben schleichen, in euer Schlafzimmer. Percy, ein Safe ist ja schön und gut, aber als Passwort euren Hochzeitstag zu nehmen, war jetzt nicht ganz so kreativ." ,,Will, tu das nicht. Du kannst dir nicht das Leben nehmen, erst recht nicht mit dieser Waffe. Sie werden es herausbekommen, sie werden Percy verhaften. Ob wegen des Mordes an dir oder wegen Fahrlässigkeit.", sagt Kalypso. Will sieht mich an, schluckt hörbar. ,,Es tut mir leid, Perc. ich kann einfach nicht mehr." Ich rüttle an den Steinen, benutze all meine Muskeln. Will hebt den Arm, hält sich die Pistole an die Schläfe. ,,Leute, ich liebe euch." ,,Wir dich auch", sagt Bianca, versucht aber auch offensichtlich, sich aus der wand zu befreien. Will atmet noch ein letztes Mal tief durch, dann flüstert er: ,,Ich liebe dich, Nico." Ich kneife schnell die Augen zusammen. Als der Schuss ertönt, drücke ich Annabeths Hand. Es ist zuende, Will ist tot.



Ich traue mich nicht, die Augen zu öffnen. Ich höre Bianca schreien, Annabeth neben mir hektisch atmen. Wir fallen aus der Mauer, landen auf dem kalten Boden. Ich stöhne auf, ein stechender Schmerz fährt durch meinen Arm. ,,Will, warum hast du das getan?" Ich zucke zusammen. Bewege mich langsam, aus Angst vor möglichen Verletzungen. ,,Nico" Ich reiße die Augen auf und heb den Kopf. Was ich sehe, kann ich kaum glauben. Will liegt auf dem Boden. Naja, sein Kopf liegt nicht auf dem Boden. Sein Kopf liegt auf einem Bein. Und dieses Bein gehört zu Nico. Er sitzt da, Will auf seinen Schoß gezogen. Will lebt, die abgeschossene Patrone samt Hülse und auch die Pistole liegen auf dem Boden. Will ist bloß benommen, die Wunden mögen zwar nicht lebensbedrohlich sein, aber schmerzen tun sie trotzdem. Nico trägt einen schwarzen Anzug, über den Schultern einen schwarzen Umhang. An seinem Gürtel ist sein Schwert befestigt, neben ihm liegt ein Zepter auf dem Boden. Das schwarze Haar ist verstrubbelt, darauf thront eine Krone. Er sieht gut aus, er sieht gut aus, er sieht lebendig aus. Lebendig... Will hat es schafft, er hat es wirklich geschafft. Nico ist kein Geist, Nico ist als Mensch zurückgekehrt. Will hat ihn dazu gezwungen, nur ein Mensch hätte ihn von diesem Vorhaben abhalten können. Will sieht in Nicos Gesicht, bei beiden fließen Tränen. ,,Nicolas, mein Geisterkönig." ,,William, mein Sunnyboy." Will streckt die Hände aus, nimmt Nicos Gesicht in seine Hände. ,,Du bist echt, du lebst, du bist kein Geist." ,,Du hast mich zurückgeholt, Will. Du hast mich gerettet." Er lächelt. ,,Ich habe dich gerettet, ja, ich habe es geschafft." Er löst eine Hand von Nicos Gesicht, Nico nimmt seine Krone ab. Will setzt sich schwerfällig auf , mustert nochmals Nicos Gesicht. Er kann es noch nicht glauben und das können wir auch nicht. Dann zieht er Nico an sich, fährt ihm durchs Haar. Ich liebe dich, Nico." ,,Und ich liebe dich, Will."

Percy Jackson| Das prophezeite Kind Donde viven las historias. Descúbrelo ahora