Oktober 2022
"Scheinbar hat sich nicht wirklich etwas verändert", betrachte ich das alte Gebäude, vor dem ich angehalten habe. "Deine Grundschule, nehme ich an", fällt Shawns Blick auf ein großes Schild, auf dem in bunten Farben 'St Michael Corkery Elementary School' geschrieben steht. "Richtig", schmunzle ich, "hier durfte ich sechs Jahre meines Lebens verbringen."
"Das klingt nicht gerade so, als hätten dir diese sechs Jahre gefallen", zieht der Braunhaarige eine Augenbraue in die Höhe. "Was soll ich dazu sagen?", atme ich dramatisch aus, "sie war damals - und heute wahrscheinlich immer noch - die angesehenste Grundschule in der Umgebung. Hier unterziehst du dich sechs Jahre lang einer zielgerichteten katholischen Erziehung."
Langsam streiche ich mit meiner Hand an dem Zaun, der ein unbefugtes Betreten verhindern soll, entlang. Sofort färben sich meine Fingerspitzen grau. "Wir glauben an die Entfaltung des vollen Potenzial für Wachstum, Selbstwertgefühl und Selbstakzeptanz. Wir streben nach Respekt, friedlichen Leben und die Lehren Christi", murmle ich die Grundeinstellung dieser Schule vor mich her.
Als ich mich zu meinem Verlobten umdrehe, sehe ich wie seine Mundwinkel immer stärker zucken. "Das ist nicht deren Ernst", prustet er schließlich laut los, "das ist doch die reinste Gehirnwäsche." Ebenfalls schmunzelnd kratze ich mich an meinem Hinterkopf. "Eine Gehirnwäsche, die man auch ohne bleibende Schäden überstehen kann", setze ich mich wieder in Bewegung, um das Gebäude endlich hinter mir zu lassen.
"Jedenfalls war die Highschoolzeit umso schöner", zucke ich nach einer kurzen Zeit mit meinen Schultern. "Bekomme ich die Highschool auch zu Gesicht?", greift Shawn nach meiner Hand und verschränkt unsere Finger. "Nein, dafür müssten wir in die Innenstadt von Ottawa fahren", schüttle ich lächelnd meinen Kopf. Überrascht sieht mich der Junge an. "Ist die Highschool hier etwa nicht gut genug?"
"Hier gibt es überhaupt keine", lache ich, "Carp hat gerade mal zweitausend Einwohner. Eine eigene Highschool kann man definitiv nicht finanzieren." Zufrieden stelle ich fest, dass der kleine Spielplatz in der Nähe des Waldes immer noch existiert. "So wenige Menschen leben hier?", fragt der Braunhaarige schon beinahe schockiert. Während ich meinen Kopf in den Nacken lege, fange ich erneut an zu lachen. "Ja, Shawn. Ich bin in einem Dorf aufgewachsen. Das wird dir noch früh genug bewusst werden."
Grinsend ziehe ich meinen Verlobten zu einer von diesen blau roten Vogelnestschaukeln. "Nachdem mein Bruder unsere Hollywoodschaukel im Garten zerstört hat, bin ich immer hierher gekommen", erinnere ich mich an früher. Als mich Shawn plötzlich an meiner Hüfte packt und mich nach hinten zieht, entfährt mir ein leises Kreischen. Dann lande ich auf seinen Oberschenkeln und der Junge bringt die Schaukel in Bewegung.
"Du mieser...", versuche ich Shawn zu beschimpfen, während er mir in mein Ohr pustet. Doch mal wieder fällt mir keine passende Beleidigung ein. "Ich mieser was?", legt mein Verlobter seine warmen Lippen auf meinen Nacken, bevor er mit seinen Händen unter meine Jacke fährt. Lächelnd lehne ich mich gegen seine Brust, während ich die kurzen Küsse genieße.
"Schlawiner, Penner, Schweinehund", zähle ich schließlich auf, als ich einen einigermaßen klaren Kopf habe. Daraufhin dreht uns Shawn so, dass ich mit dem Rücken auf dem Netz der Schaukel liege und er über mir lehnt. "Das Wort 'Penner' ist recht beleidigend", nähert sich mir der Braunhaarige gefährlich langsam. Auch wenn ich mich nun vor seiner nächsten Attacke fürchten sollte, muss ich meine ganze Energie darauf verwenden, nicht zu lachen. Da ich mir dabei jedoch den Kopf an dem Rand der Schaukel stoße, lache ich erst recht los.
"Hast du dir wehgetan?", erkundigt sich Shawn sofort. Fürsorglich streicht er durch meine Haare und berührt leicht die Stelle, an der ich mich gestoßen habe. Lächelnd schüttle ich meinen Kopf. "Es ist alles gut", flüstere ich gegen die Lippen des Jungen. Dabei weiß ich nicht einmal, wieso ich so leise spreche. Denn die Kinder, die den Spielplatz normalerweise aufsuchen, sind schon längst im Bett.

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Meant To Be \\ Shawn Mendes
FanfictionFanfiction - Shawn Mendes Wattys 2018 Winner - The Revisionists //Er verzieht angeekelt sein Gesicht. "Ich hasse Tomaten." Daraufhin breche ich in leises Lachen aus. Diese ganze Situation ist so surreal. "Wie heißt du?", fragt er plötzlich. "Ich he...