Nicole
Die Aussicht war einfach atemberaubend und ich konnte mich nicht satt sehen. Es war für den Flug die beste Belohnung, die man sich nur vorstellen konnte. Ich erinnerte mich an den Türkeiurlaub als Kind, der auch toll war, aber das war kein bisschen vergleichbar. Der Page war längst weg und ich stand immer noch auf dem kleinen Stück Rasen zwischen Pool und Bungalow und sah einfach nur auf die andere Seite rüber. Es gab hier so viel Grün und dazwischen standen überall solche Häuschen, wie das vor dem ich gerade stand. Ich war so gefangen von der Aussicht, dass ich nicht einmal mitbekam das sich Marco neben mich gestellt hatte. Es wäre sicher auch so geblieben, hätte er nicht angefangen zu reden „gefällt es dir?" ich legte die Arme fester um meine Brust und nickte „es ist ... wow". Ja ich war einfach sprachlos und wollte auch gar nicht mit vielen Worten die Stimmung verderben. „Also alles richtig gemacht?" ich nickte nur, sah zu ihm rüber und lächelte ihn an. „Du hast auch gesehen ... ähm ... also naja ... da drin" stotterte Marco rum und wedelte mit seiner Hand hinter sich. Ich wusste nicht was er meint und sah ihn fragend an. „Ich wollte eigentlich zwei Doppelzimmer" gab er dann endlich als Erklärung und erst da wurde mir bewusst, was ich im Inneren des Hauses gesehen hatte. „Oh" kam es überrascht leise über meine Lippen und ich drehte mich endlich von dem Ausblick weg. „Oh" wiederholte ich mich, denn von hier aus sah die Welt nochmal anders aus. „Wir teilen uns ein Bett" klärte Marco mich unnützerweise auf, denn ich hatte ja nun verstanden was er meinte. „Hat wohl nicht geklappt mit den zwei Doppelzimmer" ich verkniff mir das Schmunzeln, den er sah so betreten aus, das ich nicht noch nachlegen wollte. „Nun, du bist doch ein Gentleman oder nicht? Dann wirst du mir sicher das Bett überlassen und das Sofa nehmen oder?" er riss die Augen auf, sagte aber kein Ton. Nun konnte ich mich nicht mehr länger zurückhalten und fing erst leise an zu Kichern, was recht schnell zu einem lauten Lachen wurde. Ich schlug mir die Hände vor den Mund, da es im Tal ein Echo gab und ich nicht riskieren wollte hier wieder raus geworfen zu werden. Ich versuchte mich schnell wieder ein zu bekommen, verschränkte wieder die Arme vor der Brust und sah ihn ernst an. „Natürlich kann ich auf dem Sofa schlafen" schief grinste er mich an und ging rein. Er ließ mich einfach so stehen, dabei hätte ich doch eher damit gerechnet, dass er Protest einlegen würde. Er zog seinen Koffer, der vor dem Sofa stand, zur Seite und entledigte sich dann seiner Schuhe. Schon machte er sich darauf lang und hüpfte mit seinem Hintern drauf rum. „Unbequem ist es nicht" beurteilte er das Möbelstück und ich tat es ihm gleich, nur das ich es beim Bett machte. „Ich kann mich auch nicht beschweren" sagte ich genießerisch und kuschelte mich in das weiche Kissen, was einen leichten Duft von Jasminblüten hatte. Fast hätte ich meine Augen einfach geschlossen gehalten, doch schlafen könnte ich auch noch später. Ich rappelte mich auf und legte mich seitlich quer über das Bett und sah zu Marco rüber, der seine Augen auch geschlossen hatte. Verlegen biss ich mir auf die Unterlippe, was wäre schon dabei das Bett mit ihm zu teilen? Wir haben uns doch schließlich auch sein Bett geteilt. „Ist das Sofa echt so bequem?"-„mhmm, wenn ich noch etwas liegen bleib schlafe ich auf jeden Fall ein" brummte er was mich schmunzeln ließ. „Du darfst gern rüber kommen und das Bett zum vergleichen nehmen" sagte ich mutig und wurde direkt aus großen Augen angesehen „ich mein nur" beschwichtige ich die ganze Sache. Seine Augenbrauen zogen sich in die Höhe und ich fing an zu kichern „wir haben doch schon eine Nacht ein Bett geteilt, warum sollte es dann jetzt nicht gehen?"-„echt?"-„etwa nicht?" ich nickte ihn zu mir und Marco stand zögerlich auf und kam nicht weniger langsam zu mir rüber. „Dir ist aber klar, wir sind diesmal nicht betrunken"-„naja, wir können ja erst mal ohne Alk versuchen" war mein Vorschlag und er legte sich endlich neben mich, nachdem ich mich auch wieder richtig hingelegt hatte. Er machte wieder diese Sache mit seinem Hintern und drehe sich von Seite zur Seite um dann auf dem Rücken liegen zu bleiben. Keine von uns sagte etwas und wir sahen einfach nur beide nach oben. Das Bett hatte einen Himmel und mir gefiel auf Anhieb das gestickte Muster im Stoff. „Ok, das Bett hat gewonnen" raunte Marco von der Seite und ich fing an zu grinsen. Schon war es als würde ich ihn sehr gleichmäßig atmen hören. Schnell setzte ich mich auf und beugte mich über ihn „hey, nicht schlafen. Man hat mir gesagt, das Beste gegen Jetlag ist, einfach durch ziehen bis vor Ort Abend ist" er schlug seine Augen auf und in meinem Nacken stellten sich all meine Haare. Gänsehaut rann über meinen Rücken und es war wie ein Traum. Es fühlte sich im Magen so komisch an und mein Hirn lief auf Hochtouren. Dieser Anblick, er kam mir so bekannt vor und es hatte nichts damit zu tun, das mir seine Augen so wieso so schwer aus dem Kopf gingen. Hinzukam das Marco mich so entsetzt anschaute, als würde ich ihm gleich weiß Gott was antun wollen. Dabei hatte ich nur den unglaublichen Drang ihn zu küssen. Den Drang hatte ich schon im Flugzeug, kurz nach dem der Flieger gestartet war und er mir seine Kopfhörer gab und deswegen so nah war. Meine Lippen fingen an zu kribbeln und es war, als würden sie sich an etwas erinnern, an das ich mich nicht erinnern konnte. Die Versuchung ihn zu küssen war so präsent, weil mein Hirn und mein Herz unbedingt wissen wollten wie seine Lippen schmeckten. Meine Augen huschten hin und her und ich merkte, dass sich Marco immer weiter anspannte und sein Atmen streifte immer schneller meine Wangen. „Hast du Hunger?" sagte er plötzlich mit einer belegten Stimme und der Zauber verflog schlagartig. Ich drehte mich schnell von ihm weg und versuchte meine Gedanken zu ordnen, was gar nicht so einfach war. Ich brauchte etwas Abstand und stand auf „ähm ... also essen klingt gar nicht so schlecht ... aber ähm ... erst mal schau ich mir das Bad an" stotterte ich nervös rum und raste förmlich in das angrenzende Badezimmer. Schnell war die Tür geschlossen und schwer atmend lehnte ich mich über das Waschbecken. Was war da eben nur passiert? Ich sah mein Spiegelbild an und ein freches Grinsen zog sich über mein Gesicht. Die Antwort auf meine Frage hatte ich schnell gefunden und ich konnte es nicht länger leugnen. Ich war in ihn verliebt und diese „wir sind nur Freunde" Geschichte war an einer Grenze angekommen, für die nicht mehr viel fehlte um sie zu übertreten. Was ist aber wenn er ganz anders fühlt? War er deswegen so geschockt als ich über ihm war? Glaubte er, ich würde ihn küssen und er wollte das eigentlich gar nicht? Es klopfte leise an die Tür und ich konnte Marcos ruhige Stimme hören „willst du hier essen oder sollen wir ins Restaurant gehen?"-„mir ..." meine Zunge hing mir am Gaumen und machte Probleme beim Sprechen, also räusperte ich kurz um nochmal anzusetzen „mir ist es eigentlich egal" es war mir nicht wirklich egal. Denn ich bevorzugte gerade mehr die Öffentlichkeit, als mit ihm hier weiter auf der Enge zu verbringen. „Gerne können wir ins Restaurant gehen" schlug ich dann doch vor und drückte die Taste am Spülkasten als Alibi.
_______________________________________Schönen Sonntag wünsche ich euch !

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Ich, meine Schwester und Marco
FanfictionDie 26 jährige Nicole wurde vor 5 Jahren über Nacht zur zweifachen Mutter, da ihre Eltern bei einem tragischen Unfall ums Leben kommen. Ihr kleiner 5 jähriger Bruder Luca ist ganz handzahm, doch ihre 16 jährige Schwester Luisa macht ihr das Leben sc...