Cas warf Carlo einen letzten Blick zu und folgte ihr dann. Er traf sie auf dem Parkplatz an, gegen sein Auto gelehnt. Es regnete leicht und die weiße Farbe auf ihrem Gesicht verflüchtigte sich bereits. »Alles okay?«
»Nein!« Sie sah ihn mit einem bedrohlichen Schimmern in den Augen an. »Ich hab keine Lust mehr, Cas. Was will ich hier noch? Hier werden die Leute die ich liebe verletzt, hier gibt es nur Arschlöcher, die mich als Bitch oder schlimmer beschimpfen ... «
Cas lehnte sich gegen das Auto. »Du hast Sophie.«Er spürte wie sie sich neben ihm anspannte. Ihr Atem ging schnell und zittrig.
»Maike kommt nächste Woche aus der Psychiatrie. Die Ärzte sind optimistisch. Wahrscheinlich ist sie in der Lage mit uns ein neues Leben anzufangen, aber ... Ich will nicht, Cas. Mit ihr ein neues Leben anfangen ... «
»Was möchtest du dann?«Lara sah ihm in die Augen und Cas durchlief ein Schauer. Er konnte im Halbdunkel nicht viel sehen, aber den Drang in ihrem Blick erkannte er.
»Das Leben ist ... « Sie hob die Brauen und sah ihn erwartend an. Cas erinnerte sich an das Gespräch, damals im Krankenhaus. »Das Leben ist wie ein Bild«, sagte er.Sie nickte. »Unser Bild. Ich will, dass es unser Bild ist.«
Cas atmete ein, in ihm flammte etwas auf. Lebensmut. Er dachte an den Traum mit dem Floß und der Insel, die in der Ferne auf sie wartete. Und da wusste er es. Alles würde bald ein Ende finden. Nicht das Leben an sich, aber das alte Leben.
»Lass uns von hier verschwinden«, sagte sie sehr leise und wandte den Blick dem Himmel entgegen.Cas wusste, sie meinte nicht vom Ball verschwinden, sondern viel mehr ...

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Scherbenbild
General FictionLara verliert ihren Vater, der nach einem Unfall hirntot ist. Cas(♂) Mutter bekommt sein Herz und eine neue Chance, doch sie scheint schon lange dem Tod zu gehören. Laras und Cas Liebesgeschichte beginnt an einem Ort der Hoffnung und der Verzweif...