Den ganzen Tag lang hatte ich mich intensiv auf das Testspiel vorbereitet, um Jogi zu zeigen, was in mir steckte.
An nichts anderem habe ich in den letzten zwei Tagen gearbeitet als an mir und ich hatte das Gefühl, dass ich auch mental wieder auf dem Stand von vor dem Trainingslager angelangt war, was einen inneren Frieden in mir ausbreitete.
Ich hatte viel zu sehr mit mir gehadert und hatte das Gefühl, dass mir etwas die Luft zum atmen nahm, nur was es war, wusste ich schlichtweg einfach nicht.
Nun ja, den Grund hatte ich mittlerweile gefunden und war dabei, besser zu werden. Besser als jemals zuvor und das war sicher ein großes Vorhaben aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt oder?
Sicherlich spielte aber Lynns Untersuchung heute auch eine große Rolle dabei, wie ich spielen würde.
Denn ja - ich hatte Angst. Angst, dass sie diesen Kampf erneut aufnehmen müsste, da sie es schlichtweg einfach nicht verdient hat, noch einmal so leiden zu müssen.
,, Marco, was geht? Warum bist du schon so früh wach?", erschrocken drehte ich mich in Richtung Eingang des Zeltes des Krafttrainings und entdeckte Marvin, besser bekannt als Platte, welcher verwundert da stand.
,, Das sollte ich dich fragen!", stellte ich fest. Er kratzte sich verlegen am Kopf.
,, Ich denke, wir sind beide aus dem gleichen Grund hier. Wir wollen Jogi beweisen, dass wir die richtige Wahl sind." Ich nickte zustimmend.
,, Dann mach dich mal ans Werk."In letzter Zeit begann der Schmerz beim Gewichte stämmen sich in eine andere Art von Gefühl umzuwandeln. Ich hatte das Gefühl, dass dieser Schmerz seinen Grund hatte und er mir nur zeigte, dass ich weit gekommen war, allerdings noch nicht weit genug.
Weiter, schneller, höher. Ja, das war mein Motto.
Je mehr es sich jedoch in meinen Kopf fraß, desto mehr kam die Gier in mir hoch. Die Gier nach etwas, das ich noch lange nicht hatte und für das ich hart arbeiten musste.
Und genau dann begann sich alles im Kreis zu drehen.
,, Das schwere an der Berühmtheit ist, auf dem Boden zu bleiben.", stellte Platte passenderweise fest und ich sah verwundert zu ihm.
,, Kannst du hellsehen?" Er lachte.
,, Oh, ich würde gerne. Allerdings habe ich einen Instinkt für so etwas. Verrückt, nicht wahr?"
,, Allerdings. Du hast aber Recht, das fällt mir manchmal nicht allzu leicht und das ist schrecklich! Ich meine, im Endeffekt bin ich auch nur ein verdammter Mensch, der mehr Geld verdient als der Otto-Normal-Bürger, weil er schlicht und einfach sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Das ist in gewisser Weise nicht fair."
,, Das ist es nicht und ich glaube, dass das der Punkt ist. Ich bin kein Fußballspieler, um das große Geld zu verdienen. Ich bin es, da der Fußball meine große Leidenschaft ist. Im Grunde sollte wir nicht so viel Geld verdienen, das ist tatsächlich nicht fair."
,, Du hast Recht. Ein Arzt, der sollte ein höheres Budget haben als wir, wir retten bloß die Ehre eines Vereins und keine Menschenleben." Platte lachte erneut laut auf.
,, Exakt und genau deswegen versuche ich den Menschen das zurückzugeben, was sie mir an Liebe und Mut schenken. Die Fußballszene ist eine wunderbare Sache und ohne die Fans wären wir nichts. Nicht du, nicht ich. Nicht Messi, nicht Ronaldo."
,, Fans erhalten den Fußball, das ist es, was ich schon seit Jahren versuche zu vermitteln. Erhöhte Preise für die Karten, immer teurer werdende Fanartikel und die Tatsache, dass viele Menschen es nun einmal nicht so dicke haben, passen nun einmal nicht zusammen und das muss man berücksichtigen. Diese Dinge in Kombination zerstören den Fußball auf Dauer."
,, Du sprichst mir aus der Seele, endlich!" Ich schmunzelte und setzte die die Hantel ab.
Für mich war für diese Morgen Ende im Gelände und ich freute mich bereits auf das Frühstück, welches nach einer ausgiebigen Dusche auf mich wartete.,, Oh, Cathy, ich bitte dich. Muss es wirklich sein, dass du unserem Kind solch ein Zeugs andrehst?", hörte ich Mats von weitem mit seiner Frau telefonieren und er schien der Einzige im Frühstücksraum zu sein.,, Ich bin nicht dafür, er ist ein Baby!" Erneute Stille, er verdrehte die Augen.,, Wenn du das machst, hast du komplett ein Rad ab. Im Grunde bereits zwei aber wer zählt schon mit."
Er legte genervt auf, als ich mich ihm gegenüber setzte.
,, Stress im Paradies?", fragte ich ihn, als ich in mein Brötchen biss.
,, Sie ist eine wahnsinnig liebe, fürsorgliche und tolle Frau. Mit ihrem Biozeugs geht sie mir momentan aber einfach auf die Nerven. Das ist absolut nichts, was ich meinem Kind in so jungen Jahren schon andrehen möchte. Irgendwo ist schließlich auch einmal eine Grenze erreicht." Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, also nickte ich einfach, während er weiter vor sich hin fluchte und schließlich seine Mutter anrief, damit sie Cathy von diesem Plan abhalten würde.
Nachdem auch das erledigt war, gönnte er seine Aufmerksamkeit schließlich mir. Nicht, dass ich das gewollt hätte aber er schien es zu wollen.
,, Lynn hat mir gar nicht erzählt, wie der Besuch von Cathy war." Mats sah von seinem Essen auf.
,, Oh, ich habe gehört, dass die Beiden viel Spaß hatten. Warum auch immer hat Cathy dieser Besuch aber nicht gut getan. Denke ich." Ich lachte.
,, Bio und Lynn.. Ich weiß nicht."
,, Ich weiß. Ich weiß. Vielleicht hat sie irgendsoeinen seltsamen Bioladen gefunden, der ihre Liebe dazu neu entfacht hat. Ach, was interessiert mich das überhaupt, soll sie das Zeugs doch in sich hineinschaufeln." Erneut begann er zu fluchen und stand auf, um seine Sachen wegzuräumen.
Nun saß ich also allein da.Wenn man in einem Trainingslager war, realisierte man erst so richtig, dass jeder seine individuellen Probleme besaß, mit denen jeder anderes umging.
Jeder hatte seine Probleme und keiner besaß ein reines Friede-Freude-Eierkuchen-Leben.
Viele Menschen vergaßen das oft. Schließlich bestanden wir aus nichts anderem als jeder andere Mensch auf dieser Erde auch.
Nur, weil man das Glück hatte, berühmt zu sein, bestand man nicht aus Gold. Das tat man davor schließlich auch nicht.
Wobei - wieso denn Glück? War das Glück, dass man berühmt war?
Nicht jeder könnte das sofort mit ja beantworten weil jeder Phasen besaß, in denen man am liebsten normal war.
Was wäre wohl aus mir geworden, wenn ich meine Ausbildung im Supermarkt weitergeführt hätte?
Wo würde ich jetzt stehen?
Wie würde mein Leben jetzt aussehen? Lynn und Jonas gäbe es nicht, da war ich mir sicher. Wäre ich noch mit meiner Exfreundin zusammen?
Egal wie oft ich mir diese Fragen stellte, im Endeffekt kam ich immer zum gleichen Resultat: Mein Leben war gut so, wie es war. Ich wollte die Zeit nicht zurückdrehen oder so leben, wie ich es ohne den Profifußball getan hätte.
Jedes Leben und jeder Mensch hatte seine Macken. Das zeichnete aber doch die Individualität des jeweiligen aus oder?
Keiner war gleich und das war das besondere.
Jedes Menschenleben war etwas so wunderschönes, was so unendlich viel aus dieser Erde schaffen könnte, wenn man nur wollte.Ich verdrehte die Augen, da ich erneut aus meinen Gedanken gerissen wurde, dieses mal von meinem Handy.
Ich hatte mit einem Anruf meines Managements gerechnet, dabei hatte ich vollkommen vergessen, dass Lynn ja bei der Untersuchung war.
Mein Herz begann zu stolpern, als ich abnahm.
Kurz darauf erfror es...
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Hey ihr Lieben,
Wie geht es euch? Also mir geht es ganz okay, ich habe momentan viel Stress Zuhause und in der Schule und da sollte ich mich ja eigentlich auf meinen Geburtstag in genau zwei Wochen freuen, der bleibt aber irgendwie total auf der Strecke.
Wie auch immer.
Machts gut und denkt immer daran, dass ihr alles schaffen könnt, was ihr wollt. Wichtig ist nur, dass ihr etwas dafür tut. Im Endeffekt kann euch nämlich keiner vorwerfen, dass ihr es nicht versucht habt.
"Misserfolge sind oft notwendige Umwege zum Erfolg"- Erik Durm, hauptberuflich Poet, nebenbei Fußballsternchen.Emely

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fix you - Ich rette Dich [ Marco Reus ]
Fanfiction"Lights will guide you home and ignite your bones and I will try to fix you"-Fix you, Coldplay Die Ballade, die Marco und seine Freundin verbindet, hat eine neue Bedeutung gefunden. Der Fußballstar hat jahrelang ein nahezu perfektes Leben geführt...