2.1 Hauptcharakter, Nebencharakter und ihre Bedeutung

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Jede Geschichte lebt davon, dass die Charaktere in ihr spannend sind und der Leser sich mit ihnen identifizieren muss

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Jede Geschichte lebt davon, dass die Charaktere in ihr spannend sind und der Leser sich mit ihnen identifizieren muss. In Zeiten der Fanfictions, die zu Hauf im Internet veröffentlicht werden, entstand der Begriff der „Mary Sue" (männl.: „Gary Stu"), um Charaktere zu beschreiben, die übermächtig und rundum perfekt wirken – und damit zum Gähnen einladen. Wenn ein Charakter, egal, ob in einer Romanze oder einem Fantasy-Roman, unbesiegbar wirkt und nicht verlieren kann, dann gibt es für ihn keine Herausforderungen und die Geschichte kann sich nicht entwickeln, da jedes Problem sofort gelöst wird. Jeder Mensch wächst mit Herausforderungen, lernt aus Fehlern und Rückschlägen – und genauso kann sich ein Buch-Charakter nur entwickeln, wenn er wirklich kämpfen muss, auch mal scheitert, auch mal im Unrecht ist.

Doch wie kreiere ich einen Charakter, der lebensecht, authentisch, sympathisch – oder im Falle des Bösewichts auch mal unsympathisch, wirkt? Es gibt eine Reihe verschiedener Techniken, wie man einen Charakter entwerfen und ausarbeiten kann, und je nach dem, was man als Autor für ein Typ ist und welche Art von Geschichte man schreibt, funktioniert die eine Methode besser als die andere. Mein Ziel in den folgenden Kapiteln ist es, dir Handwerkszeug zu geben, mit dessen Hilfe es dir leichter fällt, deine eigenen, spannenden Charaktere zu entwerfen.

An dieser Stelle sei schon einmal auf den Unterschied zwischen Hauptcharakter und Nebencharakteren hingewiesen. Hauptcharaktere begleiten den Leser durch die ganze Geschichte hindurch, sie sind beinahe dauerhaft anwesend und müssen für ein möglichst breites Publikum als Sympathieträger funktionieren, da sonst das Buch niemanden interessiert. Zu extreme Macken, zu auffällige Fehler kann ein Hauptcharakter nicht haben. Nebencharaktere hingegen brauchen weniger Tiefe, da sie seltener auftauchen, sie können beinahe übertrieben wirkende Eigenschaften haben. Man denke nur an Ron Weasley aus der Harry-Potter-Reihe, der sehr auffällige, starke Charakterzüge trägt, er ist ängstlich, erscheint häufig nicht als klug, und ist in vielen Handlungen determiniert durch den Schatten, den all seine großen Brüder und sein bester Freund werfen. Ebenso steht es um Crabbe und Goyle, die beiden Sidekicks für Draco Malfoy, sie bestehen fast die ganze Zeit über nur aus einem Klischee: Sie sind groß, dick, gefräßig, stark und sehr, sehr dumm. So ein Charakter könnte niemals ein Hauptcharakter sein, doch als Nebencharaktere funktionieren sie perfekt. Sie werden ein einziges Mal beschrieben, und danach weiß jeder sofort, was er zu erwarten hat, wenn sie auftauchen. Nebencharaktere könnten die lustigsten, abstrusesten, extremsten Eigenschaften haben, ohne dass das ganze Buch dadurch an Glaubwürdigkeit verliert.

Die folgenden Kapitel konzentrieren sich darauf, wie man einen Hauptcharakter erschaffen kann, da dies deutlich komplexer und wichtiger für jede Geschichte ist. Falls ihr noch Fragen oder Ideen habt, schreibt mir, ich werde mein Möglichstes tun, alles einzubauen.

 Falls ihr noch Fragen oder Ideen habt, schreibt mir, ich werde mein Möglichstes tun, alles einzubauen

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